Farbe und Lack entfernen

Planung & Hintergrundwissen: Farbe und Lack entfernen

Um Farbe und Lack erfolgreich entfernen zu können, musst du das Zusammenspiel der folgenden drei Faktoren beachten:

• Eigenschaft des Farbmittels
• Beschaffenheit des Trägermaterials, also der gestrichenen oder lackierten Oberfläche
• Methode der Entfernung

Das heißt: Du stimmst die Methode, mit der du Farbe und Lack entfernst, auf die Eigenschaften des Farbmittels und des Trägermaterials ab.

Eigenschaft des Farbmittels

Zunächst macht es einen Unterschied, was genau zu entfernen ist. Handelt es sich um Lack oder um Farbe? Beides sind Farbmittel, und die sind in ihrer Gesamtheit eine Wissenschaft für sich. Wenn du Farben oder Lacke entfernen möchtest, ist ein grundlegendes Verständnis hilfreich.

Alle Anstrichmittel können gerollt, gestrichen oder gesprüht werden und bestehen normalerweise aus folgenden Bestandteilen:

1. Bindemittel
2. Lösemittel
3. Pigment bzw. Farbstoff
4. Füll- bzw. Hilfsstoff (Additiv)

Der Unterschied zwischen Lack und Farbe besteht in der Zusammensetzung dieser Bestandteile nach Menge und Art. Daraus ergeben sich verschiedene Oberflächenbeschaffenheiten, die entscheidend sind, wenn man Farbe oder Lack entfernen möchte.

Ganz grundsätzlich kannst du davon ausgehen, dass Lacke beständiger gegen äußere Einflüsse wie Witterung oder Chemikalien sind als Farben. Dasselbe gilt auch für mechanische Einwirkungen wie Schaben oder Schleifen. Stark vereinfacht kann man also sagen: Was glänzt, ist schwerer zu entfernen.

Beschaffenheit der gestrichenen oder lackierten Oberfläche

Wie aufwändig das Entfernen ist, hängt auch entscheidend vom Trägermaterial ab.

Ist es:

• glatt wie Kunststoff oder porig wie Holz?
• unempfindlich gegen mechanische Einwirkungen wie Metall?
• wasserfest wie Stein?
• hitzebeständig?
• resistent gegen Chemikalien?

Die Konsequenzen der Materialeigenschaften für das Entfernen von Farbe und Lack sind, dass das Farbmittel unterschiedlich gut haftet (Beispiel Holz: Farbe dringt über Poren tiefer ein als bei glatten Materialien) und nur bestimmte Methoden unbedenklich für das jeweilige Material sind.

Methoden der Entfernung von Farbe und Lack

Die Methoden zum Entfernen von Farbe und Lack reichen von einfachen Hilfsmitteln wie Schaber oder Spachtel über das Schleifen – von Hand oder mit einem Schleifgerät – bis hin zu robusteren Mitteln wie Heißluftgebläsen, Abbeizern, Hochdruckreinigern, Sand- oder Trockeneisstrahlern.

Grundsätzlich kann man beim Entfernen von Lacken und Farben zwei Arbeitsschritte unterscheiden. Der erste ist das Lösen des Farbmittels vom Untergrund.

• Bei wasserlöslichen Farben reicht beispielsweise schlichtes Einweichen und Abwischen.
• Andere Farben und Lacke lassen sich durch Erhitzen lösen. Dafür kommen Heißluftgebläse zum Einsatz, die Temperaturen von mehreren hundert Grad erzeugen können. Spezielle Aufsätze wie Winkel- oder Flächendüsen erleichtern die Arbeit zusätzlich. Gegen hartnäckige Farbe auf Glasoberflächen sind Glasschutzdüsen erhältlich.
• In bestimmten Fällen bleibt allerdings nur der Einsatz von chemischen Verbindungen wie Aceton, Benzin und Terpentin oder einfach Alkohol, die als Beizen bekannt sind. Das Abbeizen oder auch Ablaugen löst die Farben und Lacke so weit ab, dass du sie schließlich abschaben oder abreiben kannst.

Der zweite Arbeitsschritt ist dann das eigentliche Entfernen der Farbe oder des Lacks.

• Eine Methode ist, wie schon erwähnt, das Schaben mit dem Spachtel oder mit einem Multifunktionswerkzeug, für das passende Aufsätze zum Schaben oder Schneiden verfügbar sind.
• Neben dem Abschaben kann auch das Ausbürsten mit einer Reinigungsbürste oder mit einem Drahtbürstenaufsatz für den Akku-Bohrschrauber oder den Winkelschleifer eine Idee sein. Falls du mit Letzterem noch keine Erfahrung haben sollest, schau dir unsere Video-Tutorials für Winkelschleifer an.
• Daneben gibt es diverse abrasive Methoden, wie zum Beispiel das Schleifen. Je nachdem, welches Material abzuschleifen und wie viel Abtrag notwendig ist, kommen dabei verschiedene Schleifgeräte infrage:

Mit dem Bandschleifer zum Beispiel erzielt man auf ebenen Flächen eine effektive Schleifwirkung. Exzenterschleifer stellen mit ihrer Kombination aus rotierender und schwingender Bewegung ein gutes Schleifbild ohne Riefen her. Für Ecken und Kanten, in denen Farbe oder Lack festsitzt, eignet sich ein Deltaschleifer. Aber auch ein Multischleifer kann die richtige Lösung sein, wenn du sowohl Flächen als auch Ecken bearbeiten musst. Kleine Stellen kannst du selbstverständlich auch von Hand abschleifen. Unsere Video-Tutorials für Schleifgeräte helfen dir bei der Auswahl des richtigen Geräts für deine Ansprüche.

Beim Abschleifen von Farbe oder Lack ist die richtige Körnung des Schleifmittels wichtig, um das farbtragende Material nicht unnötig zu beschädigen. Eine gute Hilfestellung bei der Auswahl ist unser DIY-Video: Welches Schleifpapier für welche Arbeiten? Weitere Tipps zum Abschleifen von Holz und Metall findest du in unserem Schleif-Guide.

• Außerdem wird bisweilen mit dem Hochdruckreiniger (häufig an Außenfassaden) oder dem Sandstrahler, wenn es um unempfindliche Materialien wie Metall oder Eisen geht, gearbeitet. Ein ähnliches Prinzip verfolgt übrigens der Trockeneisstrahler. Dabei werden Kohlendioxid-Pellets (das Trockeneisgranulat) unter großem Druck und hoher Geschwindigkeit auf die Oberflächen gestrahlt. Die Farbmittel vereisen, werden spröde und platzen weg.

Das Sand- und Trockeneisstrahlen bringt allerdings mehrere praktische Schwierigkeiten mit sich, weshalb diese Methoden hauptsächlich in der Industrie angewandt werden und weniger im DIY-Heimwerkerbereich.

Sicherheitsaspekte beim Entfernen von Farbe und Lack

Oft ist das Entfernen von Farben und Lacken nicht ganz ungefährlich. Nicht nur beim Abbeizen, sondern auch beim Arbeiten mit dem Heißluftgebläse können giftige Dämpfe entstehen.

Deshalb solltest du in jedem Fall Atemschutz, Handschuhe und Brille tragen. Zusätzlich ist ausreichende Belüftung wichtig. Das Abbeizen machst du am besten im Freien. Sollte deine Haut doch einmal in Kontakt mit Beizmitteln gekommen sein, dann spüle zuerst mit viel Wasser nach.

Gegebenenfalls kannst du auch versuchen, ein Peeling aus Speiseöl und Salz herzustellen und die Hände damit zu schrubben. Jedenfalls solltest du keine weiteren Chemikalien wie Terpentin einsetzen, um Farbe oder Lacke von deiner Haut zu entfernen. In unserer Übersicht zu Sicherheitsvorkehrungen beim Heimwerken findest du weitere wichtige Tipps.

Häufig wird Natronlauge als Hausmittel-Ersatz für chemische Beizen empfohlen. Allerdings sollte dir klar sein, dass dieses sogenannte Ätznatron in so starker Konzentration verwendet werden muss, dass Spritzer auf Haut und Augen fatale Folgen haben können. Geeignete Schutzkleidung ist also auch beim Abbeizen von Möbeln mit Natron unerlässlich. Übrigens: Wie du alte Möbel streichen kannst, erfährst du in einer separaten Anleitung.

Nicht zu vergessen ist außerdem, dass abgetragene Lacke und Farben sowie Chemikalienreste nicht einfach in der Mülltonne entsorgt werden können. Sie gehören in den Sondermüll.

Und falls du beim Renovieren auf weitere unerwünschte Rückstände triffst: Sieh dir an, wie du Fliesenkleber entfernen und Teppichkleber entfernen.

Tipps für den neuen Anstrich

Nach dem Entfernen von Lack oder Farbe kannst du einen neuen Anstrich aufbringen. Sieh dir dazu beispielsweise unseren Artikel mit Informationen zum Holzlasieren  oder unsere kreative Idee zur Neugestaltung einer alten Kommode an. Wir halten außerdem Tipps zum Wändestreichen, Ideen für mehr Farbe im Wohnzimmer und die Wirkung von Farben in deiner Wohnung bereit. Unser Farbsprüh-Guide verrät dir, wie das Streichen besonders einfach von der Hand geht.