Igelhaus bauen: Wie sieht der ideale Unterschlupf für Igel aus?
- SchwierigkeitLeicht
- Kosten30-60 €
- Dauer1 - 2 h
Einleitung
Einen Igel haben selbst die meisten Stadtkinder schonmal gesehen – wahrscheinlich sichten wir ihn in der Stadt sogar häufiger als auf dem Land. Woran das liegt und was du tun kannst, um dem Igel im heimischen Garten Unterschlupf zu gewähren, erfährst du gleich.
Der Igel – beliebt und bedroht
Der Igel ist ein hauptsächlich dämmerungs- und nachtaktiver Einzelgänger. Sein ursprünglicher Lebensraum waren Hecken, Waldränder und Gärten, eingebettet in vielfältige Landschaften. Mittlerweile hat sich der Igel aber zu einem Kulturfolger entwickelt, da er in freier Wildbahn keine optimalen Bedingungen mehr vorfindet. Igel sind heutzutage in mehr oder weniger dicht besiedelten Gegenden mit Gärten, Parks und Grünanlagen anzutreffen.
Was macht den Igel aus?
Bemerkenswert sind Igel natürlich vor allem aufgrund ihres Stachelkleids, das sie zur Abwehr von Fressfeinden tragen. Bei Gefahr rollen sie sich zu einer Kugel ein und sind dank der dadurch aufgestellten kleinen Nadeln beinahe unangreifbar. Ein erwachsener Igel ist mit 6000 bis 8000 dieser Stacheln bewehrt.
Wie bedroht der Mensch den Igel?
Die Zahl der bei uns lebenden Igel geht spätestens seit Mitte der 1990er Jahre stark zurück. Das liegt nicht nur an den fehlenden bzw. stark eingeschränkten oder viel zu monotonen Lebensräumen und dem damit einhergehenden Nahrungsmangel. Auch der Straßenverkehr, der Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft und in Gärten, das Insektensterben, die Verwendung von Laubbläsern und Mährobotern und nicht zuletzt Treppen, Kellerschächte und Steilufer von Teichen stellen eine Gefahr für die Stacheltiere dar. Sorge mit einem Igelhäuschen für ein sicheres Quartier!
Was frisst ein Igel?
Igel gehören zu den Insektenfressern. Sie ernähren sich von einer Vielzahl von bodenlebenden Wirbellosen wie Regenwürmern, aber auch von Insekten, darunter Ohrwürmer, Käfer und Kellerasseln. Manchmal fressen sie sogar Schnecken, Spinnen oder kleine Säugetiere. Ein Igel, der in menschlicher Obhut gepflegt wird, darf zum Beispiel Katzenfutter mit hohem Fleischanteil, gekochtes Huhn oder Hack oder hartgekochte Eier zu sich nehmen. Das Füttern gesunder Tiere ist jedoch nicht notwendig und meistens eher schädlich.
Was darf ein Igel nicht fressen?
Absolut ungeeignet sind Milchprodukte jeglicher Art, Nüsse, Obst und Gemüse, Teigwaren, Babybrei oder Essensreste.
Wie groß ist das Revier eines Igels?
In der Stadt sind die Reviere von Igeln häufig nicht größer als einige Fußballfelder. Mauern und andere urbane Begrenzungen stellen Hindernisse für sie dar, was die Entwicklung einer gesunden Population gefährden kann. Vom Menschen meist unbemerkt, legen sie ihre Nester beispielsweise in Gebüschen an Hauswänden oder unter Abdeckungen an.
Wie hält der Igel Winterschlaf?
Da Igel in der kalten Jahreszeit zu wenig Nahrung finden, halten sie einen langen Winterschlaf. Ungefähr im November, nachdem sie sich ausreichende Reserven angefressen haben, suchen sich Igel ein Quartier zum Überwintern, zum Beispiel einen Haufen aus totem Holz, Reisig oder Laub. Stoffwechsel, Herztätigkeit, Atmung und Körpertemperatur fahren drastisch herunter.
In ihrem Unterschlupf darf es nicht zu kalt oder zu feucht werden, aber auch nicht zu warm, da sie sonst verfrüht aufwachen. Du kannst ein Igelhaus aufstellen, um ihnen über den Winter zu helfen. Je nach Wetterlage nutzen Igel ihr Winterquartier bis in den April oder Mai hinein.
An wen kann ich mich wenden, wenn ich einen kranken Igel sehe?
Zunächst einmal musst du den Igel sichern. Lege ihn vorsichtig in einen Eimer oder eine Kiste. Ist er sichtlich verletzt, muss er sofort zum Tierarzt. Außerhalb der Öffnungszeiten örtlicher Veterinäre steht der Tierärztliche Notdienst zur Verfügung. Landesweit gibt es außerdem Igelstationen, Igelberatungsstellen, Tierheime, Igelvereine und die Wildtiernothilfe, die dir mit Rat und Tat zur Seite stehen können.
Gesunde Tiere nehmen deine selbstgebaute Igelbehausung gerne an, wenn du die in unserer Anleitung aufgeführten Punkte berücksichtigst.
Übrigens: Wenn Tiere deine Leidenschaft sind, findest du bei uns weitere DIY-Tipps und Ideen für Hund, Katze, Vogel & Co.!
Planung
Damit dein Igelhaus gut bei seinen neuen Bewohnern ankommt, gibt es einiges zu bedenken.
Wann sollte ich das neu gebaute Igelhaus aufstellen?
Bei anhaltenden Bodentemperaturen um null Grad suchen Igel ihr Winterquartier auf, also sollte deine Igelbehausung spätestens bis Mitte Oktober stehen. Wie du deinen Garten winterfest machst, erfährst du übrigens ebenfalls bei uns, und Ideen für Bäume und Blumen im Winter haben wir auch.
Was kann ich außer dem Hausbau tun, damit sich tatsächlich ein Igel ansiedelt?
Isoliere den Untergrund des Igelhauses mit einer dicken Lage Zeitung und reichlich Stroh, damit der Igel einen weichen, natürlichen Boden vorfindet. Stroh reguliert Feuchtigkeit und hält Kälte ab.
Gestalte außerdem deinen gesamten Garten igelfreundlich. Mehr dazu erfährst du im letzten Kapitel dieses Artikels.
Wie groß sollte ein Igelhaus sein?
Ein selbstgebautes Igelhaus sollte eine Grundfläche von 30 x 30 cm und eine Höhe von 30 cm haben. Der Eingang kann 10 x 10 cm und eckig sein oder rund mit einem Durchmesser von 10 cm.
Welche Materialien eignen sich für das Igel-Winterquartier?
- Laubhaufen, Reisig und Totholz sind die natürlichsten Behausungen für einen Igel. Du kannst auch einen Ast-Laub-Haufen selbst aufschichten, indem du aus mehreren gestapelten Ästen oder Brettern einen Hohlraum von 30 x 30 cm schaffst und ihn mit Laub und Reisig bedeckst.
- Igel nehmen aber auch gerne Verstecke an, die der Mensch ihm – normalerweise unabsichtlich – zur Verfügung stellt. Darunter fallen zum Beispiel beladene Paletten, unter denen der Igel sich verkriechen kann, aber auch Planen oder sonstige Abdeckungen, die an der Hauswand oder einer Mauer lehnen.
- Ein besonders einfaches Igelhaus baust du aus Verbund- oder Ziegelsteinen, die du im Viereck aufschichtest, wiederum mit einem Hohlraum von 30 x 30 x 30 cm und natürlich mit einem Eingang. Entweder nimmst du ein einfaches Brett bzw. eine Holzplatte als Untergrund oder du baust direkt auf die Erde, am besten mit einer Mischung aus Sand und Kies oder mit Holzschnitzeln als erhöhte Bodenschicht. Als Dach eignet sich eine einfache, überstehende Holzplatte, um das Innere vor Regen zu schützen.
- Zwei entsprechend große Wein- oder Obstkisten, die du mit den offenen Seiten zueinander befestigst, können dem Igel ebenfalls einen guten Unterschlupf bieten.
- Auch aus Styroporkisten lässt sich eine Igelbehausung anfertigen, sie müssen jedoch sehr gut ausgelüftet sein. Da Styropor keine gute Ökobilanz aufweist, solltest du jedoch höchstens bereits gebrauchte Kisten upcyceln, statt für diesen Zweck neue zu kaufen. Das Gleiche gilt für Plastikkisten.
- Apropos Upcycling: Wenn du eine regengeschützte Stelle an einem Gartenhaus oder deiner Hauswand frei hast, kannst du alte Backsteine und Gehwegplatten verwenden, um dem Igel einen dreiseitigen, an die vorhandene Wand angelehnten Unterschlupf zu basteln.
- Natürlich findest du fertige Igelhäuser auch im Handel. Achte aber unbedingt auf die richtigen Maße und umweltfreundliche, schadstofffreie Materialien.
- Am schönsten ist es immer noch, ein Igelhaus aus Holz selber zu bauen. Holz ist ein natürliches Material und nimmt Feuchtigkeit auf, sodass sich kein Kondenswasser bilden kann. Es ist relativ günstig in der Anschaffung, und du kannst natürlich auch vorhandene Holzreste verwenden, sofern sie unbehandelt sind.
Wo sollte ich das Igelhaus aufstellen?
Das Winterquartier für den Igel solltest du an einem ganzjährig schattigen Ort aufstellen, zum Beispiel auf der Nordseite des Hauses, unter einem Vordach, unter einem immergrünen Strauch oder einer Tanne. Falls im Frühling doch die Sonne darauf scheint, sorge mit einem Behelfsdach für Schatten. Die Lage sollte windgeschützt sein. Den Eingang des Igelhauses richtest du zur regenabgewandten Seite aus.
Darf ich im Winter nach dem Igel sehen oder stört das seine Winterruhe?
Schlafende Igel soll man nicht wecken. Du kannst einen dünnen Bindfaden oder eine ähnliche kleine „Sperre“ vor dem Eingang anbringen. Ist sie im Frühjahr durchbrochen, weißt du, dass der Igel aufgewacht und losgewandert ist.
Wie mache ich das Igelhaus sicher gegen Fressfeinde und Störenfriede?
Uhu und Dachs gelten als die wichtigsten natürlichen Feinde des Igels, sie sind aber in urbanen Gärten weniger verbreitet. Auch Marder, Iltisse und Wildschweine können dem Stacheltier gefährlich werden, erbeuten aber eher kranke und schwache Tiere.
Füchse und Hunde kannst du vom Innenraum des Igelhauses fernhalten, indem du den Eingangs- und den Schlafbereich trennst. Dazu setzt du einfach parallel zur Seitenwand und im Abstand von 15 cm dazu eine Trennwand neben den Haupteingang, die am hinteren Ende einen weiteren Eingang mit einem Durchmesser von 10 cm hat, bzw. kannst du auch einfach eine entsprechend kürzere Trennwand einbauen. Es entsteht also ein zusätzlicher Gang, durch den der Igel in seinen Schlafbereich läuft, wo Hunde, Katzen und Füchse nicht an ihn herankommen. Sinnvoll ist eine solche Anlage nur bei geschlossenen Igelhäusern mit Boden, da sich Fressfeinde sonst auch unten durchgraben könnten.
Was spricht gegen bzw. für einen Boden im Igelhaus?
Ein Igelquartier bedarf einer jährlichen gründlichen Reinigung – die fällt sicherlich viel leichter, wenn kein Boden vorhanden ist, da Feuchtigkeit und Urin einfach versickern können. Auch Schädlinge wie Flöhe oder Zecken finden es in einer nach unten offenen Igelbehausung weniger komfortabel. Da der Igel aber besser gegen Fressfeinde, Frost und Feuchtigkeit geschützt ist, wenn sein Haus einen Boden hat, ist diese Variante eher zu empfehlen. Oder du stellst mehrere Igelhäuschen in verschiedenen Bauformen auf und beobachtest, was in deinem Umfeld am besten funktioniert.
Los geht’s – Schritt für Schritt
Holz ist nicht nur ein besonders geeignetes Material für ein Igelhaus, sondern bei Heimwerkern auch sehr beliebt. Darum erklären wir in unserer exemplarischen Anleitung den Bau eines Igelhauses aus Holz.
Los geht's - Schritt für Schritt
Bauplan zeichnen.
Holz im Baumarkt zuschneiden lassen oder selbst in die gewünschte Form bringen. Dazu mit Bleistift, Winkel und Lineal die benötigten Teile anzeichnen und anschließend aussägen. Video-Tutorials zum Sägen findest du auf unserem YouTube-Kanal.
Holzkanten abschleifen. Sieh dir im Video an, welche Art von Schleifer du für welche Anwendungen nutzten solltest.
Zuerst den Eingang aus der Frontseite des Hauses aussägen, am besten mit einer Stichsäge. Ränder mit Schleifpapier glätten.
Vorder- und Rückseite des Hauses mit den Seitenwänden verschrauben.
Diese Konstruktion auf die Bodenplatte schrauben.
Dann die Trennwand kürzen, sodass der Igel einen mindestens 10 cm breiten Durchgang hat, oder einen runden Eingang von 10 cm Durchmesser hineinsägen. Trennwand an die Bodenplatte schrauben oder leimen.
Dachpappe zuschneiden, sodass sie um den Dachrand herumreicht. Festtackern.
Das Dach mithilfe von zwei Scharnieren befestigen. Eventuell auch mit einem Riegel oder zwei Sturmhaken an der Außenwand sichern.
Optional lackieren, dabei aber unbedingt auf schadstofffreie Lacke oder Lasuren achten.
Igelhaus befüllen, zum Beispiel mit Zeitung und Stroh.
Sonstiges
Und nun noch ein paar Tipps und Ideen zum Abschluss, damit dein Igelhaus ein voller Erfolg wird – für die Tiere und für dich und deine Familie.
So gestaltest du deinen Garten igelfreundlich
Wer Igeln ein Zuhause im eigenen Garten geben möchte, sollte ihn zunächst einmal so gestalten, dass sich die Tiere auch eingeladen fühlen und genügend Nahrung finden. Außer dem Igelhaus kannst du auch igelfreundliche Ecken mit Laub- oder Reisighaufen einrichten. Stelle flache Schalen mit frischem, täglich gewechseltem Trinkwasser auf. Die Bepflanzung deines Gartens sollte möglichst artenreich und vielfältig sein, setze dabei auf heimische Pflanzen und Gehölze. Achte darauf, dass Zäune und Mauern dem Igel Durchschlupf gewähren. Sieh dir auch unsere allgemeinen Tipps zur Gartengestaltung an.
Auf Gift jeglicher Art solltest du in deinem Garten sowieso verzichten. Wenn du Abdeckungen, Planen, Totholz oder sonstiges Material bewegen musst, denke immer daran, dass sich darunter ein Igel befinden könnte. Setze Laubbläser und Mähroboter nur ein, wenn du dir absolut sicher bist, dass sich kein Igel unter dem Laub bzw. im Gras oder in der Hecke befindet.
Statte deinen Gartenteich mit einer Ausstiegshilfe aus Ziegelsteinen oder Brettern aus, damit sich ein ins Wasser geratener Igel selbst befreien kann. Falls du darüber nachdenkst, einen Gartenteich anzulegen, stehen wir dir mit guten Ideen zur Seite.
Kinder für den Natur- und Tierschutz begeistern
Da der Igel häufig im urbanen Umfeld anzutreffen ist, lassen sich Kinder schnell für ihn begeistern. Beziehe sie von Anfang an ins Projekt Igelhaus mit ein: Erläutere ihnen, was Igel brauchen, warum sie bedroht und warum sie schützenswert sind, und lasse sie auch an der Planung und am Bau der Igelbehausung teilhaben – natürlich immer unter Aufsicht.
Weitere einfache Bauprojekte, die sich gut gemeinsam mit Kindern umsetzen lassen, findest du ebenfalls bei uns: Ihr könnt zum Beispiel einen Starenkasten selbst bauen, ein Insektenhotel anlegen oder ein Vogelfutterhaus selbst bauen. Wir halten auch eine Bauanleitung für einen Nistkasten bereit, und unsere allgemeinen Tipps zum Bauen mit Kindern erleichtern euch die Arbeit.