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Alte Möbel restaurieren: So werden antike Stücke wie neu!

Möbel restaurieren: Eine Frau schleift einen alten Beistelltisch von Hand ab.
Holzmöbel aufzuarbeiten macht Spaß und ist auch für Ungeübte machbar – also ran an den Flohmarktfund!

Du hast auf dem Speicher deiner Großeltern eine Holztruhe entdeckt, die sich prima in deinem Schlafzimmer machen würde? Oder einen Stuhl vom Sperrmüll gerettet, der eigentlich viel zu schade zum Wegwerfen ist? Alte Möbel liegen voll im Trend, und auch das Aufarbeiten oder Restaurieren ist zu einer beliebten Beschäftigung geworden.

Wertvolle Designermöbel oder echte Antiquitäten gehören in die Hände eines professionellen Restaurators. Aber Möbel, die keinen hohen materiellen Wert haben, kannst du problemlos selbst reparieren und restaurieren.

Wir haben für dich die gängigsten Techniken zusammengestellt und erklären dir, wie du Schritt für Schritt vorgehst. Mit unseren Tipps und Ideen avanciert dein altes Möbelstück bald zum Star im Raum!

Möbel restaurieren: verschiedene Vintage-Möbel in einem Raum
Vintage-Möbel liegen im Trend! Du kannst deine Sperrmüll-Schätze ganz einfach selber aufarbeiten.

Planung & Hintergrundwissen zum Aufarbeiten von Möbeln

Wenn du einem alten Möbelstück neues Leben einhauchen möchtest, solltest du dir zuerst überlegen, welches Ziel du damit verfolgst. Soll es in den Originalzustand zurückversetzt – also restauriert – werden oder hast du einfach nur Lust auf eine neue Farbe?

  • Restaurieren: den früheren Zustand alter Möbel wiederherstellen
  • Renovieren: Möbel so aufarbeiten, dass sie wie neu aussehen

Ein Beispiel: Streichst du den alten Schrank vom Flohmarkt im trendigen Shabby-Chic, dann renovierst du ihn. Holst du stattdessen die alte Bauernmalerei auf seinen Türen wieder ans Tageslicht, dann handelt es sich um eine Restaurierung.

Für die Renovierung und Restaurierung alter Möbel steht dir eine breite Palette an Handwerkstechniken zur Verfügung. Die Vorgehensweise hängt dabei von der Beschaffenheit und vom Zustand des Möbelstücks ab.

Tipp
Antiquität oder einfach nur alt?
Das Wort „antik“ wird häufig als Synonym für „alt“ oder „auf alt gemacht“ gebraucht. Bei echten Antiquitäten handelt es sich allerdings um Möbelstücke, die mindestens 100 Jahre alt sind und über die Zeit hinweg nicht wesentlich verändert wurden. Auch die Qualität und die Herkunft spielen bei der Beurteilung eine Rolle. Eine rechtlich verbindliche Definition gibt es jedoch nicht.

Möbel reinigen und gründlich prüfen

Um dir einen Überblick über die erforderlichen Arbeiten zu verschaffen, solltest du das Möbelstück zunächst gründlich reinigen. In der Regel reicht dafür ein mildes, mit Wasser verdünntes Spülmittel aus. Hartnäckige Flecken lassen sich mit Reinigungsbenzin oder Spiritus entfernen. Probiere aber vorher an einer unauffälligen Stelle aus, ob sie die Oberfläche angreifen.

Denke daran, auch bei diesen Arbeiten auf deine Sicherheit zu achten, um dich und deine Gesundheit zu schützen. In unserer Übersicht zu Sicherheitsvorkehrungen beim Heimwerken findest du die wichtigsten Tipps.

Danach kannst du das Möbelstück genau unter die Lupe nehmen: Hat es Kratzer, Risse oder Löcher? Sind Verfärbungen erkennbar? Lassen sich Schubladen und Türen leicht öffnen? Wackeln oder fehlen Teile? Daraufhin entscheidest du, ob du das Möbelstück restaurieren, renovieren oder lediglich auffrischen willst.

Stabilität und Funktionalität wiederherstellen

Im nächsten Schritt geht es darum, die Funktionalität und die Standfestigkeit des Möbelstücks wiederherzustellen, damit du es gefahrlos benutzen kannst.

  • gelöste Leimverbindungen: Haben sich die Leimverbindungen zwischen den Holzteilen gelöst, musst du das Möbelstück zunächst auseinandernehmen. Dabei hilft ein Holzhammer. Gehe aber sehr behutsam vor und lege ein Stück Holz unter. Kratze mit einem Beitel den alten Kleber ab und streiche beide Verbindungsstellen mit Holzleim ein. Dübel, die nicht mehr halten, werden ausgetauscht. Setze dann die Teile wieder zusammen.
  • ausgerissenes Scharnier: Lässt sich ein Scharnier nicht mehr mit Schrauben befestigen, dann musst du es komplett entfernen und die ausgebrochenen Stellen mit Füllspachtel ausbessern. Tiefe Risse und Lücken werden in mehreren Schritten verspachtelt. Setze das Scharnier ein und fülle ringsum Füllspachtel auf. Nach dem Aushärten kannst du die Stelle mit Schleifpapier abschleifen. Nun musst du nur noch Lack in der passenden Farbe aufbringen und die Tür einhängen.
  • Sitzmöbel aufpolstern: Als Sitzpolster eignen sich Schaumstoffe der Klassen RG 35/50 und RG 50/70. Die Polsterung sollte etwas größer als die alte sein. Klebe sie mit Sprühkleber, Klebestift oder Klebepistole auf die Sitzfläche und schneide sie dann passend zu. Decke den Schaumstoff mit einem Vlies ab und befestige den Bezugsstoff mithilfe eines Tackers. Hartschalenstühle kannst du übrigens ebenfalls mit Stoff verschönern. Wie es geht, erfährst du im Artikel Upgrade für deinen Stuhl. Sieh dir auch das Tutorial zum Hockerpolstern an.

Wasserflecken entfernen

Dringt Wasser in Holzmöbel ein, hinterlässt es helle oder dunkle Flecken. Anfällig sind vor allem Stücke, deren Imprägnierung schon länger zurückliegt. Aber auch solche Möbel kannst du restaurieren: Oberflächliche Flecken lassen sich mit einem weichen Baumwolltuch und Möbelpolitur einfach wegpolieren. Das funktioniert auch mit weißer Zahnpasta. Ist das Wasser tiefer in die Fasern vorgedrungen, kannst du versuchen, den Fleck mit einer Paste aus Speiseöl (Oliven- oder Sonnenblumenöl) und Salz zu behandeln. Hilft keine der beiden Methoden, dann musst du das Holz abschleifen und neu versiegeln.

Kratzer, Risse und Löcher ausbessern

Kratzer, Risse und Löcher in alten Holzmöbeln kannst du mit Holzpaste, Wachs oder Holzkitt auffüllen. Wähle dazu am besten einen Farbton, der eine Nuance dunkler ist als das Holz, so fällt die Stelle später nicht auf. Tiefere Löcher und Risse werden in mehreren Schichten aufgefüllt. Verspachtele die Stelle anschließend sorgfältig.

Furnier aufarbeiten

Bei vielen alten Möbeln, die du restaurieren möchtest, wirst du auf ein Furnier stoßen – eine dünne Holzschicht, die auf minderwertiges Holz aufgeklebt ist. Im Laufe der Zeit kann es passieren, dass sich das Furnier löst, bricht oder reißt. Kleinere Schäden an solchen Möbeln kannst du leicht in Eigenregie reparieren:

  • abgelöste Ecken und Kanten: Gib eine kleine Menge Holzleim unter das Furnier und presse es mit Gewichten – etwa schweren Büchern – an.
  • Blasen: Zunächst kannst du versuchen, den Leim unter dem Furnier zu lösen, indem du ihn mit einem Bügeleisen erhitzt. Stelle eine mittlere Temperatur ein und lege ein Tuch unter. Falls diese Methode nicht funktioniert, nimm eine Einwegspritze zur Hand und ziehe etwas Holzleim auf. Spritze ihn unter das abgelöste Furnier und beschwere die Stelle mit Gewichten.
  • Löcher und Fehlstellen: Für abgeplatzte Stellen benötigst du ein neues Stück Furnier, das dem Original möglichst nahekommt. Schneide mit dem Cutter ein Stück heraus, das etwas größer als die beschädigte Stelle ist. Lege es auf das Möbelstück und fahre die Umrisse mit einem Bleistift nach. Schneide dann mit einem Cutter das alte Furnier entlang der Linien ein und löse es mithilfe eines Beitels ab. Verteile etwas Holzleim auf dem neuen Stück, setze es ein und presse es mittels Gewichten an. Die Farbe kannst du mit einem feinen Pinsel und etwas Beize anpassen.

Oberflächenbehandlung: Schleifen, Streichen, Lackieren und Polieren

Wenn du das Holz deiner Möbel zunächst freilegen willst, bevor du dich für eine neue Oberflächenbehandlung entscheidest, kann dir der Ratgeber Farben und Lacke entfernen weiterhelfen.

Manchmal reicht es schon, wenn man alten Möbeln statt Restaurierung einen neuen Anstrich gibt. Dabei kannst du dich an der Originalfarbe orientieren, oder du entscheidest dich für einen ganz neuen Farbton. Welchen Effekt verschiedene Farben haben, zeigen wir dir in unserem Farbwirkungs-Guide.

Massivholzmöbel musst du zunächst abschleifen. Sehr schnell und kräfteschonend geht das mit einem Multischleifer und Schleifpapier in 180er- oder 240er-Körnung. Arbeite dabei immer in Faserrichtung. Für Rundungen kannst du feinen Schleifvlies oder Stahlwolle verwenden. Im Schleif-Guide findest du weiterführende Informationen.

Den feinen Schleifstaub beseitigst du ganz einfach mit einem Staubsauger. Festsitzende Lackschichten lassen sich auch mit Abbeizer und einem Spachtel lösen. Bei furnierten Möbeln solltest du auf das Schleifen verzichten, du könntest dabei zu viel Material abtragen.

Möbel restaurieren: Ein Mann trägt mit einem Spachtel alte Farbe von einer Holzoberfläche ab.
Zum Abtragen alter Farbschichten oder Deko-Oberflächen reicht oft ein simpler Spachtel.

Zum Streichen eignen sich Acrylfarben, Acryllacke oder Kreidefarben. Eine ausführliche Anleitung findest du im Artikel Möbel streichen. Für einen gleichmäßigen Farbauftrag kannst du auch ein Farbsprühgerät verwenden – siehe unseren Farbsprüh-Guide. Falls dir einfarbige Oberflächen zu langweilig sind, bietet unsere DIY-Anleitung für eine Kommode im Zick-Zack-Muster Inspiration. Auch der Rategeber Holz lasieren könnte nützlich sein.

Häufig kommt Schellack beim Restaurieren alter Möbel zum Einsatz – ein natürlicher Rohstoff, der aus den Ausscheidungen der Lackschildlaus gewonnen wird. Auftragen lässt er sich mit einem breiten Pinsel. Gehe dabei sehr zügig vor, denn Schellack trocknet schnell. Nachdem du die Oberfläche lackiert hast, kannst du sie wachsen und aufpolieren. Dadurch erhält sie nicht nur einen attraktiven Glanz, du versiegelst sie auch gleichzeitig.

Restaurieren und renovieren: Ideen für alte Möbel

Gesplittert, abgenutzt, nicht mehr zeitgemäß: Ausgediente Möbel scheinen oft ein Fall für den Sperrmüll zu sein. Mit viel Liebe zum Detail kannst du ihnen aber wieder neues Leben einhauchen, wie die folgenden Beispiele zeigen.

Alte Kommode in neuem Gewand

Wie du eine langweilige Kommode im schicken 50er-Jahre-Look erstrahlen lassen kannst, erfährst du in der DIY-Anleitung Mid-Century-Kommode selbst gestalten.

Und das ist erst der Anfang – unter unseren DIY-Upcycling-Projekten warten noch viele weitere tolle Ideen zum Aufarbeiten alter Möbel oder anderer gebrauchter Materialien auf dich: Du kannst einen Waschtisch aus einer alten Truhe bauen, einen Holzbalken zur Deckenlampe umfunktionieren, ein Regal aus einer alten Kassettentür bauen, aus einer gebrauchten Kommode ein Designerstück machen oder ein Sideboard aus einem alten Tisch selber bauen.

Möbel restaurieren: Foto einer im 50er-Jahre-Look umgestalteten Holzkommode
So stylisch lassen sich alte Möbel aufarbeiten.

Stuhl in Knallfarbe

Was ein neuer Anstrich ausmachen kann! Der rote Lack verwandelt den ausgedienten Caféhaus-Stuhl in ein modernes Möbelstück.

Möbel restaurieren: Ein alter Caféhaus-Stuhl in Braun steht neben einem gleichen Stuhl, der knallrot lackiert wurde
Von traurig zu poppig – alter Stuhl in neuem Glanz.

Ein Biedermeiersofa vorher und nachher

Kaum zu glauben, dass dieses Biedermeiersofa mal so aussah, wie es auf der linken Seite der Fotomontage zu erkennen ist. Da es sich hier um eine echte Antiquität handelt, solltest du so ein Möbelstück besser dem professionellen Restaurator überlassen.

Möbel restaurieren: Fotomontage eines antiken Biedermeiersofas mit einer restaurierten und einer unrestaurierten Hälfte
Diese Fotomontage zeigt eindrucksvoll, was eine professionelle Restaurierung aus einem antiken Biedermeiersofa machen kann.

Kosten: Möbel restaurieren

Die Reparatur bzw. Restaurierung alter Möbel durch eine Fachfirma lohnt sich meistens nur bei wertvollen Stücken oder Einrichtungsgegenständen, an denen viele Erinnerungen hängen. Die Kosten richten sich nach Größe und Art des Möbelstücks, seiner Beschaffenheit, dem Arbeitsaufwand und den eingesetzten Materialien. Einige Beispiele:

Reparaturarbeiten Kosten einer Fachfirma Kosten in Eigenleistung
kleines Loch in einer Schranktür mit Wachs auffüllen 30–50 EUR Wachskitt: 5–6 EUR
wackeligen Stuhl neu verleimen 20–60 EUR Holzleim: 3–4 EUR
verkratzte Tischoberfläche abschleifen und neu lackieren 150–300 EUR

Schleifpapier: 0,80 EUR pro Blatt

Acryllack: 10–30 EUR
Sessel aufpolstern 600–1.000 EUR

Schaumstoffplatte, 100 x 100 cm, RG 35/50: 10 EUR

Polsterstoff: ab 10 EUR/m²
Kommode mit Schellack versiegeln und polieren 400–600 EUR Schellack: 20–50 EUR/l