Werkzeuge für Heim & Garten

Wildbienenhotel anlegen – biete den Nützlingen Schutz

Wildbienenhotel aus Röhrchen mit einer Wildbiene
Ein Wildbienenhotel kannst du mit einfachen Mitteln selber bauen und so zum Schutz dieser bedrohten Art beitragen.

  • Schwierigkeit
    Leicht
  • Kosten
    30 €
  • Dauer
    1 h

Einleitung

Alle in Deutschland vorkommenden Wildbienenarten gelten laut Bundesnaturschutzgesetz als besonders geschützt. Man darf sie weder fangen noch töten und auch ihre Nist- und Wohnstätten nicht entfernen oder zerstören. Dennoch sind von den mehr als 550 heimischen Wildbienenarten 31 vom Aussterben bedroht und 197 gefährdet. Hinzu kommen noch 42 Arten, die auf der Vorwarnliste stehen.

Warum? Durch die industrielle Landwirtschaft und die Zersiedelung unserer Landschaften finden die Wildbienen nicht mehr das, was sie zum Leben brauchen. Dazu gehören ein vielfältiges Angebot an Blütenpflanzen mit Pollen und Nektar, die als Nahrung für die Bienen und ihre Larven dienen, ausreichend Material zum Nestbau und geeignete Nistmöglichkeiten.

Die gute Nachricht: Mit einem insektenfreundlichen Garten, in dem du genau dieses Angebot für die Wildbienen bereitstellst, kannst du etwas zum Artenerhalt beitragen! Eine Nisthilfe für Wildbienen lässt sich ganz einfach zusammenstellen und bietet ihnen Schutz und einen Platz zum Brüten. Nicht alle, aber immerhin 40 verschiedene Wildbienenarten nehmen eine solche Unterstützung gerne an – am besten baust du also gleich mehr als ein Wildbienenhaus.

Das Thema Artenschutz interessiert dich? Dann sieh dir auch an, wie du ein Insektenhotel selber bauen kannst und erfahre mehr über Bienen und andere Nützlinge. Noch mehr Hintergrundwissen liefert unser Artikel zum Unterschied von Bienen und Wespen. Übrigens: Wildbienen sind nicht aggressiv, als Mitbewohner im Garten also unbedenklich.

Nicht nur Insekten können deinen Garten bereichern. Vielleicht möchtest du auch einen Fledermauskasten errichten oder einen Nistkasten für Vögel bauen? Auch ein DIY-Igelhaus trägt zur Biodiversität im Garten bei.

Jetzt sehen wir uns aber erst einmal an, wie du ein artgerechtes Wildbienenhotel selber bauen kannst. Springe entweder gleich in die Bauanleitung oder lies dir zuvor im Kapitel „Planung & Hintergrundwissen“ zusätzliche Informationen durch, die dir bei deinem DIY-Projekt helfen werden.

Du brauchst
  • Holzklotz, z. B. Esche, Ahorn, Apfel, Haselnuss, Kastanie, mindestens 10–20 cm tief
  • Bambusröhrchen, Schilfstängel oder Pappröhrchen
L: Länge, B: Breite, H: Höhe, D: Durchmesser

Los geht’s – Schritt für Schritt zum Wildbienenhotel

Nachfolgend findest du eine kurze Anleitung für ein Wildbienenhotel aus einem Holzklotz.

Bei allen Schritten musst du natürlich auf die Arbeitssicherheit achten, um dich und deine Gesundheit zu schützen. Unsere Übersicht über Sicherheitsvorkehrungen beim Heimwerken gibt weiteren Aufschluss.

 

Schritt 1 4

Holz vorbereiten

  • Sicherstellen, dass der Holzklotz vollständig durchgetrocknet ist.
  • Bohrlöcher anzeichnen. Ein kreatives Arrangement ist für die Wildbienen ansprechender als ein absolut symmetrisches Bohrmuster.  
Schritt 2 4

Bohren

Wildbienenhotel mit unterschiedlich großen Bohrlöchern
Mit unterschiedlich großen und asymmetrisch arrangierten Bohrlöchern wird dein Wildbienenhotel zum vollen Erfolg.

 

  • Höhe und Breite sind weniger wichtig, ausschlaggebend ist die Tiefe der Bohrlöcher: 8–10 cm sollten es mindestens sein.
  • Der ideale Durchmesser der Bohrungen beträgt 3–6 mm, du kannst aber auch einige kleinere und größere Löcher mit einem Durchmesser von 2–9 mm bohren.
  • Die Bohrungen sollten jeweils 2 cm voneinander entfernt sein und dürfen sich nicht überkreuzen.
  • Bohre nicht durch die Rückwand!
  • Bohre niemals ins Stirnholz, sondern immer senkrecht zum Faserverlauf!
  • Ein Bohrständer erleichtert die Arbeit.
  • Zum Bohren nimmst du z. B. einen Akku-Bohrschrauber mit einem sehr scharfen Holzbohrer. Ziehe ihn beim Bohren immer mal wieder hoch, um die Sägespäne aus dem Loch zu entfernen. Am besten arbeitest du mit mehreren Holzbohrern, weil sie sich schnell erhitzen und das Innere des Bohrgangs dadurch verschmoren könnte. Die Wildbienen würden solche Nistgänge meiden. Wenn du noch unsicher beim Umgang mit dem Werkzeug bist, sieh dir unsere Video-Tutorials für Bohrer und Schrauber an.
Schritt 3 4

Nachbereiten

  • Holzmehl gründlich aus dem Klotz klopfen, auspusten oder mit einem Pfeifenreiniger entfernen.
  • Vorderseite des Holzklotzes mit Schleifpapier glätten, auch die Öffnungen von scharfen Kanten befreien.
  • Bohrlöcher mithilfe eines Schleifstabs oder zusammengerolltem Schleifpapier ebenfalls glätten. Eventuell eignen sich auch Schleifstifte zum Aufsetzen auf die Bohrmaschine.
Schritt 4 4

Dach anbringen

  • Ein Dach ist sinnvoll, um das Holz und die Insekten vor der Witterung zu schützen. Es darf aber den Wildbienen nicht den Anflug erschweren oder die Öffnungen zu stark beschatten. Du kannst dafür Dachziegel verwenden, aber auch Wellblech oder Plexiglas sind denkbar.

 

Planung & Hintergrundwissen zum Wildbienenhotel

Hier findest du die Antworten auf ein paar häufig gestellte Fragen zum Thema Wildbienenhotel. Mit diesen Hintergrundinfos macht das Basteln noch mehr Spaß – schließlich weißt du dann ganz genau, worauf es ankommt!

Welche Materialien eignen sich für ein DIY-Wildbienenhotel?

Die Röhre gilt bei Experten als Nisthilfe der Wahl für Wildbienen, da sie den in freier Natur gewählten Nistplätzen der Nützlinge am nächsten kommt. Röhren lassen sich auf verschiedene Arten anlegen, am besten und einfachsten in einer Dose oder einem Holzkasten:

  • Dose oder Holzkästchen mit Bambusröhrchen, Schilfstängeln oder Pappröhrchen: Es reicht aus, ein Holzkästchen oder eine alte, von rauen Kanten befreite Konservendose mit den zuvor genannten, auf 10 bis 20 cm gekürzten Röhrchen zu bestücken. Achte darauf, dass die Röhren auf der Rückseite geschlossen sind und ihr Inneres absolut sauber und glatt ist. Der Eingang muss ebenfalls glatt sein, damit sich die Bewohnerinnen nicht verletzen können.
Wildbienenhotel mit Röhrchen in einer Dose
So könnte ein Wildbienenhotel mit Röhrchen in einer Dose aussehen.
  • Holz: Sehr beliebt, aber nicht jede Holzart ist geeignet. Empfehlenswert sind Hölzer, die sich beim Trocknen nur wenig verziehen, wie Esche, Ahorn, Birke, Eiche oder Kastanie. Esche erhält den Vorzug, weil sie am wenigstens zur Rissbildung neigt. Doch auch dieses Holz muss sachgemäß getrocknet werden. Nadelhölzer sind aufgrund ihres Harzgehalts ungeeignet. Weichhölzer neigen bei Feuchtigkeit dazu, die Fasern im Inneren der Bohrgänge aufzustellen – daran könnten sich die Bienen verletzen. Wir erklären dir in unserer Anleitung, wie du ein Wildbienenhotel aus einem Holzklotz baust.
  • Baumscheiben: Sehr attraktiv und daher beliebt, aber als Nisthilfe für Wildbienen eher ungeeignet, da sich sehr schnell Trockenrisse bilden. Dadurch entstehen Spalten zwischen den Bohrungen, die wiederum Parasiten und Pilzen Vorschub leisten. Wildbienen meiden Baumscheiben instinktiv.
  • Halbierte Strangfalzziegel aus Ton: Gut geeignet, lassen sich sogar stapeln, müssen aber vor Feuchtigkeit geschützt werden. Eine der offenen Seiten mit Gips oder Bienenwachs verschließen und die Öffnungen auf der anderen Seite mit Schleifpapier glätten.

Generell verzichten solltest du auf große Anlagen mit allen möglichen Materialien. Sie ziehen nämlich auch alle möglichen Insekten an, die sich nicht unbedingt untereinander vertragen. Besser sind mehrere kleine Unterkünfte, die du mit einigem Abstand in deinem Garten verteilst.

Tipp
Nur gut durchgetrocknetes Holz verwenden!
Das Holz für dein Wildbienenhotel muss durch lange Lagerung vollkommen durchgetrocknet sein, sonst neigt es zu Rissen. Altes Bauholz empfiehlt sich ebenso wie Holz von toten Bäumen. Frage bei Schreinereien, Bauhöfen, Holzhändlern oder Sägewerken nach Resten, wenn du Geld sparen willst.
 
Insektenhotel mit verschiedensten Materialien hinter Drahtgitter
So bitte nicht! Ein Wildbienenhotel sollte klein und fein sein.

Wann stelle ich das Wildbienenhotel auf?

Wildbienen sind zwischen Februar und Oktober aktiv, von Juni bis August ist ihre Hochzeit. Es wäre also ratsam, ein Wildbienenhotel zwischen November und Januar aufzustellen. In dem Zuge kannst du auch gleich Haus und Garten auf den Winter vorbereiten. Die Nisthilfe kann übrigens ganzjährig im Freien bleiben.

Wo befestige ich eine Nisthilfe für Wildbienen?

Ein Wildbienenhaus befestigst du an einem Baum oder einer Wand, und zwar so fest, dass es nicht im Wind schaukelt. Die Röhrchen müssen dabei waagerecht liegen. Es sollte ein sonniger, am besten nach Süden oder Südosten ausgerichteter, aber auch regengeschützter Ort sein, z. B. unter einem Dachüberstand.

Sehr wichtig ist auch das Nahrungsangebot in unmittelbarer Nähe. Eine vielfältige Gartenbepflanzung mit nektar- und pollenreichen Blumen, am besten einheimischen, kann schon viel bewirken. Wähle Pflanzen, die zeitversetzt blühen, damit die Wildbienen von Frühjahr bis Herbst Nahrung finden.

Informiere dich, wie du deinen Garten insektenfreundlich gestalten kannst. Dazu trägt beispielsweise auch ein selbst angelegter Gartenteich bei. Du kannst auch einen Kräutergarten anlegen. Wie du in 7 Schritten zu deinem Traumgarten kommst, erfährst du ebenfalls bei uns.

Darf ich das Wildbienenhotel umziehen?

In freier Wildbahn auf gar keinen Fall. In deinem eigenen Garten kannst du die Nisthilfe im Winter, wenn sie nicht benutzt wird, an eine andere Stelle hängen.

Muss ich das Wildbienenhotel reinigen?

Ganz einfache Antwort: Nein, und schon gar nicht mit unnatürlichen Mitteln wie Chemie. Wildbienen würden Nisthilfen, die solche Fremdgerüche verströmen, meiden.

Darf ich das Wildbienenhotel lackieren?

Mit Farbe, die hundertprozentig frei von chemischen Substanzen ist, ja. Mit anderen Mitteln nicht – einerseits aufgrund des Geruchs, andererseits, weil die Wildbienen und ihre Brut an den giftigen Inhaltsstoffen sterben würden. Achte darauf, dass das gewählte Produkt witterungsbeständig ist. Leinöl und Bienenwachs sind natürliche Alternativen, gegen die auch die Bienen nichts einzuwenden haben.

Kann ich ein Wildbienenhotel auch auf dem Balkon anlegen?

Im Prinzip kein Problem, da der Unterschlupf selbst ja ziemlich klein ist. Du musst dann nur für ein ausreichendes Nahrungsangebot sorgen – vielleicht mithilfe eines DIY-Gewächshauses für den Balkon. Auch ein Kräuterbeet auf dem Balkon kann Bienen anlocken. Du kannst auch einen vertikalen Garten aus Regenrinnen bauen oder sogar eine Wand bepflanzen.

Welche Vorteile hat der Eigenbau gegenüber Fertigprodukten aus dem Baumarkt?

Viele Wildbienen- oder Insektenhotels, die es im Baumarkt oder online fertig zu kaufen gibt, berücksichtigen keine oder nur wenige der ausschlaggebenden Kriterien für eine artgerechte Nisthilfe. Sie sind zu groß oder zu klein, aus dem falschen Material oder für mehrere Insektenarten gedacht. Wenn du eine Nisthilfe für Wildbienen selber baust, kannst du alle oben genannten Faktoren mit einbeziehen und eine Unterkunft anfertigen, die den kleinen Nützlingen auch wirklich gerecht wird.

Tipp
DIY für artgerechte Tierhaltung
DIY ist Trumpf, wenn es um artgerechte Tierhaltung geht. Du kannst z. B. einen Kaninchenstall selber bauen, einen DIY-Hühnerstall  im Garten aufstellen oder ein Vogelfutterhaus bauen und bei allen Projekten darauf achten, dass sie die Bedürfnisse der Bewohner bestmöglich erfüllen. Hole dir weitere Inspiration in unserem DIY-Bereich für Hund, Katze, Vogel & Co.

Kosten für ein Wildbienenhotel

Was dich ein DIY-Wildbienenhotel nach unserer Anleitung kostet, hängt natürlich vor allem von der Holzart ab. Im Internet wird trockenes Eschenholz manchmal schon ab 15 EUR pro Bohle angeboten. Bambusröhrchen bekommst du für ca. 15 EUR für 70–100 Stück, Pappröhrchen ab 10 EUR. Damit wärst du bei insgesamt 25–30 EUR.

Ein fertiges Wildbienenhotel, das dem aus unserer Anleitung ähnelt, kostet im Handel rund 35 EUR. Es gibt günstigere Modelle ab 20 EUR, und nach oben reicht die Preisspanne bis 125 EUR – ob diese Unterkünfte allerdings alle artgerecht sind, müsstest du im Einzelfall prüfen, wenn du dich für ein fertiges Modell entscheidest.

Am besten ist es natürlich, wenn du das Wildbienenhaus selber baust, denn nur dann hast du die volle Kontrolle und kannst sichergehen, dass du den Nützlingen damit auch wirklich nützt.