Werkzeuge für Heim & Garten

Waschtischunterschrank in Bambus


  • Skill level
    Normal
  • Costs
    400 €
  • Duration
    Mehr als 4 Tage

Hallo zusammen,

Ich bin Hobbyhandwerker und wollte mal mein letztes "grosses" Projekt zeigen.

Freunde von uns sind in ihr neues Haus eingezogen und suchten nach Badezimmermöbeln. Unter anderem sollte ein Unterschrank für die beiden Waschbecken im Bad stehen. Ich habe ihnen angeboten, dass ich einen Schrank aus Holz bauen kann.
Die Auswahl des "Holzes" war relativ schnell passiert. Bambus (was eigentlich ein Gras ist) sollte es werden. Der Waschtisch sollte aus 40mm starken Bambusplatten gebaut werden und 2 Schubladen sollten je unter den Waschbecken untergebracht sein.

Die Abmessungen betragen 1550mm x 720mm x 520mm (Breite x Höhe x Länge)

Der Korpus ist ein umgedrehtes "U", wobei die Gehrungen vom Schreiner geschnitten wurden. Meine Kreissäge hört bei 38mm (bei 45°) auf.

Die Schubladen sind als "U" geformt, damit das Siphon ausreichend Platz hat. Die Verleimung erfolgte komplett auf Gehrung, was nicht ganz einfach war.

Die Auszüge sind von Hettich, ebenso die Griffe (Spira).

Die Beschichtung erfolgte mit OSMO TopOil, welches einfach zu verarbeiten ist und gute Ergebnisse erzielt.

Ich hoffe, es gefällt Euch.

Gruss,

Peter

Du brauchst
Schritt 1 8

Platten besorgen

Die Bambusplatten haben eine Stärke von 40mm und 20 mm.
Die Tisch-Abmessungen betragen 1550mm x 720mm x 520mm und ist mit 40mm starken Platten gemacht. Die Gehrung kann man sich vom Schreiner schneiden lassen.
Achtung: normalerweise werden diese exotischen Hölzer nur in ganzen Platten 124-242cm verkauft.
Für den leichteren Transport sollte man man sich die anderen Platten ebenfalls in gefällige Grössen schneiden lassen.

Schritt 2 8

Waschbeckenausschnitte schneiden

Die Abmessungen der Ausschnitte hängen vom Waschbeckentyp ab. Bei mir habe ich 37x40 cm gehabt. Der Mittenabstand der Waschbecken beträgt in der Regel ca. 80 cm. Aber auch hier gilt: 2x messen, einmal schneiden.

Die Ausschnitte kann man mit einer Stichsäge machen, oder wie ich:
Die Ecken mit einem 40 mm Forstnerbohrer und Ständer senkrecht auf der Platte bohren.
Die geraden Schnitte mit Führungsschiene und Tauchsäge.
Anschliessend die Übergänge schleifen.

Gerade bei 40mm tut sich so manche Sticksäge schwer. Bei Bambus ist das Sägen erheblich erschwert, da es a) hart ist und b) leicht splittert.

Schritt 3 8

Korpus verleimen

Wer wie ich keine 160 cm langen Zwingen hat, muss sich anderweitig helfen. Wie auf dem Bild zu sehen, habe ich ein paar Holzbretter auf die obere Platte geklemmt und daran die "kürzeren" Zwingen befestigt.Die Gehrung wird mittels Klebeband (am besten Tesa transparent) fixiert. Mit den Zwingen kann man dann abwechselnd links und rechts mehr Druck ausüben, bis die Fugen zu sind.

Schritt 4 8

Versteifungen und Verstrebungen

Es ist auch bei 40mm Platten nicht ausgeschlossen, dass diese sich durchbiegen, so dass man eine Versteifung gegen Durchbiegung machen sollte. Da hier auch 2 Schubladen noch eingebaut werden sollen, wurde zunächste eine Platte mittig befestigt. Abmessungen: 18 cm hoch und knapp 50 cm lang. (die Schubladenfronten sollten 20 cm hoch sein und die 20 mm Platten komplett verdecken. Die Befestigung ist tricky, da man nicht nur auf Holzdübel und Leim die Mittelplatte an der oberen Platte festmachen kann. Später kommen hier die Schubladenauszüge dran. Die Lösung sind Pocket Holes, die mit einer Bohrschablone (Pocket Hole Jig von Wolfcraft) schräg ind die Platte und gebohrt und danach geschraubt werden. Das Brett unter den Schubladen hat 2 Funktionen. Es ist in meinem Fall 147cm breit (155cm-2x Breite der Korpusplatte) und nur 25 cm tief. Die Tiefe ergibt sich aus dem Abstand des Siphons zur Wand. Erstens soll das Brett einen Abschluss nach unten bieten, so dass man die Schubladenböden nicht sieht, zweitens hilft das Brett die Kräfte gegen durchbiegung besser zu verteilen. Am hinteren Ende (an der Siphonseite) steht ein vertikales Brett (Höhe 12 cm), welches auf kompletter Länge geleimt und geschraubt wurde. Ist auf dem Bild nur an den Schrauben zu erkennen. Somit erhält man ein "L", welches die Konstruktion extrem sicher gegen Durchbiegung macht. Die Befestigung ist ebenfalls mit Senklöchern gemacht worden. Diese sieht man später nicht, so dass man von aussen nur Holz und keine Verschraubung sieht. Lediglich 2 Edelstahlschrauben sind von unten gegen das Mittelbrett geschraubt, um die Fugen zu schliessen.

Schritt 5 8

Schubladen bauen

Da das Siphon in den Tisch reinragt, müssen auch die Schubladen diese Aussparung haben. Ich habe Hettich Vollauszüge gewählt, die 48 cm tief waren. Die Schubladen warn ca. 74cm breit und 48 cm tief. Die Aussparung wurde mit 17 cm grosszügig gewählt, was mein Glück war, denn ich habe diese mittig zur Schublade gemacht. Das wäre richtig gewesen, wenn die Korpusbreite nur 15mm betragen hätte. So waren die Schubladen nicht in der Mitte der Waschbeckenaussparungen und mit Glück (1 cm Luft) hat es dennoch gepasst. Zurück zu den Laden. Diese wurden auch 12mm Buche Multiplex erstellt. Da ich kein Hirnholz sehen wollte, habe ich alle 90° Übergänge in Gehrung geschnitten. Bei derart dünnem Material musste ich mir etwas einfallen lassen, dass die Schubladen nicht auseinanderfallen, bzw. die Gehrung aufgeht. Die Hilfe kam durch die Dübelleiste von Wolfcraft, die flexible Anschläge und eine Bohrhilfe im 32mm Raster hat. Diese habe ich auf die Gehrungen angelegt und 6mm Dübellöcher gebohrt. Durch die festen Raster ist das Ergebnis nachezu perfekt. Zur Probe wurde alles zusammengesteckt und es passte wunderbar. Der Boden bildet eine 5mm starke weiss beschichtete HDF Platte, die in Nuten seitlich und vorne eingelassen sind. Hinten (und in der Aussparung) erfolgte die Befestigung mittels kleiner Schrauben. Den Ausschnitt des Bodens kann man mit einer Stichsäge machen, oder etwas eleganter mit der Oberfräse und Bündigfräser - sauberer geht es nicht. Das Verleimen erfolgte in Etappen, da man nicht alle Zwingen gleichzeitig anbringen kann. Am besten macht man erst den Siphonauschnitt und danach den Rest. Die Dübel helfen als Führung ungemein. Die obere Kante wurde mit 3mm Radius gefräst, alles geschliffen und an die Vollauszüge angepasst. (Abhängig vom Hersteller sind die Bohrungen und Klemmhilfen unterschiedlich).

Schritt 6 8

Schubladenfronten

Die Schublade soll ebenfalls eine Bambusfront (20 mm) bekommen. Die Front ist von innen mit 3 normalen Schrauben befestigt. Man setzt erst die Schublade auf die fertig montierten Schienen und passt dann (mit Abstand von 2-3 mm zur Korpusinnenkante) die Fronten an. Vorher müssen die Griffe eingelassen werden. Dazu kann man entweder Löcher sägen (die später von dem Schubkasten verdeckt werden, oder man kann diese einfräsen. Ich habe habe letzteres gemacht, weil die Griffe dann einfacher zu befestigen sind. Mittels einer Schablone, Nutfräser und Führungsschiene habe ich die Griffe exakt eingepasst, Löcher gebohrt, um die Griffschalen (Spira von Hettich) zu befestigen. Die Schrauben haben innen einen Überstand von ca. 2 mm, so dass ich mit einem Forstnerbohrer ein paar einfache Vertiefungen in die Schubkästen an den Stellen der Schraubenköpfe gemacht habe.

Schritt 7 8

Füsse montieren

Ein Bad wird ja allgemein als Nasszelle bezeichnet. Feuchte und Holz ist selten eine gute Kombination, deswegen sollte der Waschtisch ein paar wasserfeste Schuhe bekommen. In diesem Fall wurden Aluschienen 20x30mm Vollmaterial genommen. Diese wurden auf der Kreissäge auf Länge geschnitten - Achtung: nichts für schwache Nerven, Sägeblatt mit Flach/Dachzahn, Schutzbrille und beherzt durchschieben. Danach hat man eine Stunde lang die Aluspäne wegzusaugen und -fegen. Es wurden noch zwei 5mm Löcher eingebohrt und gesenkt. Rohalu hat die Eigenschaft abzufärben (schwärzen), wenn man es nicht lackiert/behandelt. Ich habe einfach 2 Lagen Öl dran gemacht. Das sollte eine Weile halten. Die Montage war denkbar einfach. Ich hatte noch 5 mm starke Reste der Schubladenböden die ich links und rechts neben die Aluschiene gehalten und mit einer Schraubzwingen am Boden (40mm = 5 + 30 +5 mm) festgeklemmt habe. So konnte bei der Veschraubung nichts verrutschen... idiotensicher.

Schritt 8 8

Endbehandlung

Zur Endbehandlung kann man nicht viel sagen, ausser, dass es am längsten von allen Schritten dauert. Geschliffen wurde mit einem Rotex Excenterschleifer (sorry, liebe Boschgemeinde) und von Hand. Angefangen bei 120er und final mit 320er Papier. Die Oberfläche wurde schön glatt. Der Tisch ist 3-4 mal geölt worden (OSMO TopOil, welches auch für Küchenarbeitsplatten genutzt werden kann. Die Verarbeitung ist einfach, aber man muss häufig nachpolieren, um eine richtig glatte Oberfäche zu erzielen. Trotz der wasserbeständigen Oberfläche sollte man Wassertropfen sofort wegwischen, da sonst Wasserflecken entstehen. Nach vielen Wochen und etlichen Stunden Planung und Ausführung ist das gute Stück fertig. Es fehlen noch 2 Wandschränke und ein Lichtboard, welche aus den "Resten" der Bambusplatten gefertigt werden... mehr darüber zu einem anderen Zeitpunkt in einem anderen Bericht.