Drehbare TV-Wand als Raumteiler
- Skill levelNormal
- Costs200 €
- Duration1-2 Tage
Ein Wohnzimmer, ein 65" Ultra-HD Fernseher und der Wunsch ein eigenes Heimkino zu haben, wie lässt sich das bei einer 5 köpfigen Familie mit dem zeitweisen Wunsch mit allen zusammen im Wohnzimmer Filme zu sehen vereinbaren und kostengünstig umsetzen?
Da das Wohnzimmer über Eck geht und schnell die Idee meiner Frau in der Luft hing "warum haben wir nur keine drehende Wand?", wurden schnell die ersten Ideenskizzen gefertigt. Ziel war somit den TV mit seinen 50kg "Lebendgewicht" an eine frei drehbare Wand zu hängen, die
a) im Kinoteil des Wohnzimmers mit einem Sehabstand von ca. 2m echtes Kinofeeling garantiert, und
b) umgedreht im Wohnzimmer bei einem Sehabstand von ca. 4m für die ganze Familie als Familen-TV dienen kann.
- Druckkugellager
Material für Drehmechanismus besorgen
"Dreh- und Angelpunkt" einer drehbaren Wand ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Drehmechanismus, der in der Lage ist, eine Wand zu tragen und diese auch einfach zu drehen.
Druckkugellager
Ich wurde recht schnell mit diesem Druckkugellager (Kostenpunkt: 15€ +4,60 Versand) bei eBay fündig. Das Ding hält eine Last von 600Kg, was für meine Wand mit einer Breite von 1,90m auch inkl. TV und Zubehör wohl mehr als ausreichend ist.
Teleskopwelle SW40
Als vertikale Rotationsachse dient eine aus dem Rolladenbau bekannte Teleskop 8-kant Welle für 8€ aus dem örtlichen Baumarkt.
Kurbelgetriebe SW40
Da die Wand (anfänglich) per Motor gedreht werden sollte, habe ich mir ein generalüberholtes Kurbelgetriebe SW40, 3:1 für günstige 20€ bei MPS Elektro Rolladenbau gekauft.
Grillmotor
Ein AC Getriebe-, Grillmotor 230V, 4 U/min, links- und rechtslauf, Drehm.>60kgf.cm für 15,29€ bei eBay (inkl. Versand).
Aufbau der Leichtbauwand
Die eigentliche Wand wurde recht simpel gebaut. Als Basis dient hier grundsätzlich ein Metall-Ständerwerk. Diese wurden mit einer 12mm MDF Platte verschraubt, die die exakten Maße der fertigen Wand hat.
Durch Wahl einer einzigen Platte je Wandseite gibt es später kein Verziehen der Wand oder Bildung von Rissen an den Nahtstellen. Die Kosten für beide MDF Platten (fertig zugesägt) betrugen im örtlichen Baumarkt 80€.
Die 8-kant Welle wurde mit Rolladenbändern an quer liegenden Holzlatten montiert - damit ist eine vertikale Verschiebung der Achse möglich um die Wand einfach zu montieren und wieder abzunehmen. Dabei wird die Achse später nach oben auf das Kurbelgetriebe geschoben und dort mit einer Schraube in der Höhe fixiert.
Die im Bild rechts abgebildete Holzlatte ist mit der Achse verbunden und dient als "Mitnehmer" für die Wand.
Vormontage Drehmechanismus für Deckenmontage
Damit eine einfache Montage des Drehmechanismus inkl. Motor an der Decke erfolgen kann, habe ich zuerst einen Träger mittels eines Holzbrettes gefertigt. Damit kann man recht einfach am Boden den Mechanismus montieren und anschliessend das Holzbrett an der Decke befestigen.
Die Achse des Motors wurde mit einem 4-kant Stab verlängert, der direkt an die Achse des Motors geschweisst wurde. (Vorsicht bei der Hitzeentwicklung - der Motor wird da super schnell heiss und brennt durch). Der Stab ist vom Durchmesser so gewählt, dass er perfekt in das Kurbelgetriebe passt und dadurch eine Rotationsumsetzung um 90° vorgenommen wird.
Der Motor wurde einfach nur wie abgebildet mit einfachen Winkeln an das Brett montiert. Die Montage des Brettes erfolgte ganz einfach per Dübel+Schrauben an der Decke.
Die beiden Raumbereiche in meinem Wohnzimmer werden durch einen Träger getrennt, dadurch hatte ich eine "natürliche" Abgrenzung, die auch gleichzeitig als einseitige Abdeckung des Drehmechanismus dient.
Bodenstabilisierung
Damit das Gewicht der Wand nicht die untere Metallschiene durchbiegt wurde passgenau ein 4-kant Balken in die Schiene montiert. Das Druckkugellager kann dabei auch recht einfach durch lange Schrauben im Balken festgeschraubt werden.
Da ich einen Massivholzboden besitze, war es übrigens recht einfach, 3 große Schrauben in den Boden zu schrauben, deren Kopfe genau in die 3 unteren Löcher des Drucklagers passen und die Wand somit am Boden gegen verrutschen sichern.
Man kann natürlich auch 3 Löcher in den Boden bohren und im Drucklager 3 kurze Gewindestangen eindrehen, die dann in die Bodenlöcher fassen.
Drehtest
Nachdem eine Seite der Wand inkl. des recht einfachen Drehmechanismus fertiggestellt war, musste natürlich umgehend ein Funktionstest her - ich glaube wir haben die Wand erstmal 1 bis 2 Stunden drehen lassen, weil es einfach nur Spass gemacht hat zu zuschauen :-)
Wanddämmung
Damit die Wand später nicht als großer Resonanzkörper für TV und Lautsprecher wirkt, wurden alle ungenutzten Bereiche der Wand erst einmal mit alle Styroporresten gefüllt, die in Haus und Garage so rumlagen.
Wie man auf diesem Bild im übrigen sehen kann wurden zwei 10x8 Kanthölzer vertikal in die Wand genau an die Stellen gesetzt, an denen später die Wandhalterung für den Fernseher geschraubt wurde.
Verkabelung
Es gibt nichts schlimmeres als Technik, die man als Technik wahrnimmt - also müssen alle Kabel weg!
Damit alle Anschlüsse später an den richtigen Stelle liegen wurde zuerst der neue TV in seinen Abmessungen mit Kreide an die Wand gemalt. Danach war es recht einfach Steckdose und SAT-Kabel an die Stellen durchzuführen, an denen später weder TV noch Wandhalterung stören.
Die Steckdose ist eine handelsübliche Einbausteckdose, die jedoch von innen an die Wand gebaut wurde (mit 40er Dachlatte als Abstandsrahmen), damit der Stecker des TV schön eingesenkt werden kann.
Die Kabel werden in der Wand bis nach oben geführt und locker 3 mal um die Rolladenwelle gedreht (leider ohne Bild). Locker deswegen, damit genug Spiel in den Kabeln ist wenn die Wand gedreht wird.
Abschluss
Zum Schluss wurde die MDF-Platte für die Rückseite angeschraubt und die Wand abschließend tapeziert. Hinter dem TV wurde eine matte schwarze Tapete mit Stoffstruktur geklebt, die extrem reflexionsarm ist.
Das im Bild sichtbare lange Regal ist ein Standard LACK Regal von Ikea. Die Holzplatte unterhalb der Playstation sowie die Regalwinkel und Holzfussleisten wurden mit einem Tafellack schön matt gestrichen.
Auf der Rückseite wurde eine Kaminumrandung an die Wand geschraubt, die dem "anderen" Raum ebenfalls ein fertiges Ambiente liefert.
Nachtrag:
Den Motor habe ich mittlerweile deaktiviert - die Wand lässt sich von Hand schneller und einfacher drehen.
Und jetzt???
Eine Runde zocken!!! :-)