Werkzeuge für Heim & Garten

Tisch zum leuchten bringen

Der Tisch in Ursprungsform
Der Tisch in Ursprungsform
Es werde Holz
Es werde Holz
Bescherung!
Bescherung!

  • Skill level
    Einfach
  • Costs
    100 €
  • Duration
    Mehr als 4 Tage

Wie immer so ca. 4 Wochen vor Weihnachten, wenn das Fest der Liebe vor der Tür steht, hatte ich das akut-spontane Problem, eine zeitnahe Entscheidung zu treffen: Douglas-Gutschein? Die Gesamtausgabe von Harry-Potter in Bernstein-Einband-Optik? Handgeklöppelte Eierbecher aus Fichte-Tanne? Nein, dieses Mal nicht wieder so einen langweiligen Krams! Hatten wir doch alles schon mal gehabt und was kommt in der Lichter-Jahreszeit besser als … Licht?

Durch einen Freund bin ich bei dessen Umzug an einen Balkontisch aus… ja… lasst mich mal raten… Buche?… gekommen. Nicht schön, aber sicher selten. In meiner kleinen Welt denke ich immer, dass alles aus echtem Echtholz sein muss, wenn’s nur schwer genug ist!

Habbich bei dem Tisch auch gedacht und noch vor dem kompletten Ausspruch der Frage „Willste den haben?“ gelangweilt „Ja, ja, ja!!!“ gestammelt. Auch Hinweise darauf, dass der Tisch so seine Schwachstellen hat, gingen bei mir in völliger Ignoranz auf. Wozu auch genauer hingucken, was man sich da nach Hause schleppt? Die Sonne war schon untergegangen, das Licht mit 30 Watt entsprechend funzelig, aber diese maßhaltige Schönheit aus Baumwerkstoff lächelt mich verheißungsvoll an. Der von mir fachmännisch ausgeführte Klopftest auf die Tischplatte hatte mir als Vollfeudel-Fachmann suggeriert, dass es sich um einen echten Schatz handeln musste… soooo sieht totale Ahnung bei völliger Ratlosigkeit aus…

Also, vor Ort abbauen, in die Karre gepresst und auf dem Weg nachhause schwelgte ich schon in Ideen, wie unser neuer Gartentisch später erglänzen sollte. Bis dahin gab es aber noch die eine oder andere Überraschung… Aber seht selbst:

Du brauchst
  • Klarlack
  • Profil-Leiste
  • Profil-Leiste
  • div. Sorten Schleifpapier
  • Regalträger
  • Alt und bedürftig
  • Leimholz
  • Doppelgewindeschrauben
  • Scheiben Schleifpapier
Schritt 1 7

Willkommen im Keller

Erster Tag, abgezogenes und grob vorgeschliffenes Bein auf der Platte
Erster Tag, abgezogenes und grob vorgeschliffenes Bein auf der Platte
Bein im Urzustand mit der alten Flügelschraube
Bein im Urzustand mit der alten Flügelschraube
Seite für Seite, Bein um Bein
Seite für Seite, Bein um Bein
Fertig und fein geschliffen
Fertig und fein geschliffen
Sieht als Kalkleiste noch nicht gut aus...
Sieht als Kalkleiste noch nicht gut aus...

Zuhause mit dem „Schatz vonner Atze-Theke“ angekommen, musste ich diesen erst mal heimlich in den Keller verfrachten. Am nächsten Morgen dann habe ich mich noch klammheimlicher in den Keller geschlichen, wollte ich doch endlich an unserem Edelholz-Schatz reiben, um dessen kleine Schönheitsprinzessin zu bergen. Erste Überraschung: Der frohlockende Waldgeist war da leider nich‘ drin!

Stattdessen hatte ich uns ein auf vier Buchenvollholz stehendes Press-Spanplattenmonster von 1000 x 1000mm in die Höhle gezogen… Quasi ‚ne Arbeitsplatte mit Furnieroptik auf quadratischen Standstelzen, die am Boden-Ende schon schwarz angelaufen waren… Aber in jedem Biest steckt die Schönheit!

Und die musste ich jetzt da rausholen. Die vier Vollholz-Beine aus Buche habe ich vorsichtig mit einem Abzieher von dem doch sehr schönen, kräftig nachgedunkeltem Sonnenfarbton befreit. Dann per Maschine von 80er Korn bis auf 240er hoch feingeschliffen. Der letzte Feinschliff vor dem Beizen wurde dann mit 320er ausschließlich per Hand ausgeführt. Teil 1 des geheimen Geheimauftrags vorerst erledigt.

Schritt 2 7

Gib mir Profil

Gekürzte Tischplatte mit geleimter und geschraubter Rechteckleiste
Gekürzte Tischplatte mit geleimter und geschraubter Rechteckleiste
Gib Leim!
Gib Leim!
Ganz ruhig, ich befreie Dich!
Ganz ruhig, ich befreie Dich!
Die Schöne aus dem Biest!
Die Schöne aus dem Biest!
Komplett befreit mit der nächsten Profil-Leiste
Komplett befreit mit der nächsten Profil-Leiste
Ran an den Tisch!
Ran an den Tisch!
Jetzt wird's spannend!
Jetzt wird's spannend!

Sieben Tage später konnte ich mich wieder mit lügen, betrügen und irgendwelchen fadenscheinigen Ausreden ins Kellergewölbe schleichen. Zudem musste ich sicher stellen, dass „Betreten verboten“ auch eingehalten wird. Also, die Pandemie, die da laut meiner Aussage im Keller ihren Auszug in die Welt halten sollte, darf so tatsächlich nie auftreten! Würde auch mir Angst machen.

Die wissensdurstige Frau und das noch neugierigere Kind hatten mir während der ersten Frühstückpause bei meiner geplant-freiwilligen Beichte geschworen, bei der angespannten Lage meiner Keller-Nation würden sie bis Weihnachten garantiert keinen Fuß in die eventuell weltvernichtende Bazillenbude setzen.

Mund abputzen und ran an die Tischplatte.

Die wurde jetzt mit der Tauchkreissäge auf 600 x 600mm eingekürzt. Und, wie am vorherigen Wochenende vermutet, kamen die Späne zum Vorschein. Mist, mist, mist. Und ich war doch am Abend der Eroberung so sicher. Also musste ich meinen Plan abändern. Mangels Alternative (wirklich zum 11. Mal hintereinander einen Douglas-Gutschein zum Weihnachtsfest?) habe ich 50mm hohe Buchenleisten und 22mm Profilleiste ebenfalls aus Buche besorgt. Die wurden jeweils mit Gehrungsschnitten auf Länge gebracht. Da ein direktes Verleimen auf der Schnittfläche der Spanplatte unter Umständen Probleme bei der Haltbarkeit machen könnte, bin ich auf Nummer sicher gegangen. Je drei Löcher pro Abdeckleiste gebohrt und nach ordentlicher Zugabe von Leim an die Schnittkanten mit 4,5x40er-Spax festgeschraubt.

Jetzt konnte ich das handgepflückte peruanische Wildbuchen-Furnier freilegen. Vorsichtig, um nicht durchzuschleifen. Erst per Abzieher die Klarlack-Schicht runtergezogen, per Excenter-Schleifer mit 180er-Korn auf niedriger Stufe Zwischengeschliffen und dann gleich mit 320er den Finalschliff. Das hat für die 60x60cm-Platte knapp 2 Stunden gedauert. Gut Ding kennt keine Eile. Pausentag eingelegt.

Dann war es Zeit, die Profilleisten anzubringen. Kleine Stiftnägel zur Fixierung im Inneren der Leiste wollte ich nicht. Also, mit Express-Leim und den neu gekauften Schraubzwingen den Eckentanz hingelegt. Auf Gehrung gesägte Profilleisten anzubringen, dazu unter Zeitnot, weil der Express-Leim dem Namen nach nicht 2 Stunden zum Abbinden braucht. Vier Ecken, vier Augen… hab ich mir schon ganz gut einen abgebrochen. Das Ergebnis sollte mich aber zufriedenstellen

Schritt 3 7

Unten rum soll auch lecker werden

Untertischbauseitenteilstück
Untertischbauseitenteilstück
Vorbereiten zum Ankörnen
Vorbereiten zum Ankörnen
Fertig verschraubter Rahmen
Fertig verschraubter Rahmen
Erstes Bein ist wieder anmontiert. Mit rechteckigen Holzunterlegscheiben!
Erstes Bein ist wieder anmontiert. Mit rechteckigen Holzunterlegscheiben!
Vier Ecken, vier Scheiben...
Vier Ecken, vier Scheiben...
Steh auf, wenn Duuuu aus Buuuuche bist...
Steh auf, wenn Duuuu aus Buuuuche bist...
Es werde Licht im Unterstübchen.
Es werde Licht im Unterstübchen.

Der Unterbau des Pracht-Wummen-Tisches musste nun auch der Platte angepasst werden. Unter Einberechnung der Winkel an den Beinen wollte ich das „Innenleben“ des Tisches auf 410 x 410mm zurechtschrumpfen. Den Grund dafür sieht man später. Vorher die Rahmenteile wieder der Prozedur der Flachkörper-Reinigung, sprich Altanstrich entfernen, unterziehen!

Die vorherigen Schrauben zur Verbindung an den Winkeln habe ich aufgrund des Rostes entsorgt und durch neue ersetzt. Wie man sehen kann, habe ich da ein schlampiges Schätz-Augenmaß beim Kauf besessen. Viel zu lang die Flunken! Was der geneigte und handwerklich hochbegabte Handwerker mit der Eisensäge lösen würde, hab ich fachfremder und ohne hochtrabendes Naturtalent beerbter Kellerschnitzer mit vier Reststücken aus Buchenholz zur Unterlage gelöst. Geht auch, sieht zudem keiner!

Dann stand der ersten Anprobe und dem wackeldackelfreien Hinstellen auf dem schwarz-güldenen Kellerparkett nichts mehr entgegen. Gefällt mir schon. Das Innenmaß wurde zur ersten Auferstehung mit dem eigentlichen Zweck gefüllt: einem 400x400x400mm Akku-Lichtwürfel. Muggelig schönes Licht! Das Ding hat eine Leuchtzeit von knapp 8 Stunden, genug Zeit, um abends den Umkreis auf dem Balkon zu erhellen. Wenn’s am schönsten ist, soll man wieder alles auseinanderbauen und für das Beizen vorbereiten.

Schritt 4 7

Unsichtbare Wasserbeize

Such' die Beize... jaa, such die Beize... haddu fein gemacht... nüscht zu seh'n.
Such' die Beize... jaa, such die Beize... haddu fein gemacht... nüscht zu seh'n.

Kurzer Schritt mit nur einem Foto. Man sieht eh nichts davon. Ich habe dem Tisch mit Wasserbeize von Clou den sonnigen Farbton wieder zurückgebracht. Blöd nur, dass man das dem Kalkbein nicht ansieht…

Zudem einen Zwischenboden aus einer Platte Leimholz (von diesem günstigen und leichten Holz, dessen Name sich auf „Schlawina“ reimt, aber von mir nie wieder gekauft wird) auf Maß gesägt, ausgeklinkt, mit einer (eher schlechten, weil angebrannten) Profilierung per Oberfräse versehen und Farbton „Sunshine“ getrimmt…

Schritt 5 7

Nach dem Beizen ist vor dem Klarlackieren

Palowina-Leimholz! Nie wieder! So schnell konnte ich gar nicht lackieren, wie sich das gewölbt hat...
Palowina-Leimholz! Nie wieder! So schnell konnte ich gar nicht lackieren, wie sich das gewölbt hat...
Stück für Stück zum Glück
Stück für Stück zum Glück
Glänzend! Echtglanz! Hochglanz ohne Firlefanz!
Glänzend! Echtglanz! Hochglanz ohne Firlefanz!
Parkett-Acrylat aus der Kartusche, um die Sägefehler zu kaschieren
Parkett-Acrylat aus der Kartusche, um die Sägefehler zu kaschieren
Nach dem Trocknen mit leckerer optischen Optik!
Nach dem Trocknen mit leckerer optischen Optik!

… aber hier ist Tango:

Drei komplette Anstriche mit Bootslack in Klar hochglänzend sollte er überall bekommen, damit durch den Lichtwürfel schöne Lichtreflexionen entstehen. Da ich keinen Platz habe und die Geheimhaltungsstufe immer noch auf DEFCON 4 stand, musste ich wohl oder übel im Keller die Pinsellackierung vornehmen. Tollllle Ideee! Man sieht es zwar nicht, aber in der einen oder anderen Nische der unterirdischen Behausung finden sich schon noch Holz-Knuspeln und Gnatzen, die auf einen Huster von mir warteten, um ein Klarlack-Bad zu nehmen. Und ich hab gehustet…

Vor dem ersten Anstrich habe ich vorsichtig mit Schleif-Vlies die hochstehenden Holz-Fasern nach dem Beizen entfernt.

Da sich zwischen der Abdeckleiste und der Platte nach dem ersten Anstrich ein „Spalt“ von 0,1mm zeigte, der sich sicherlich nicht weglackieren lässt, habe ich mit Maskierband (Goldband) einen zwei Millimeter Streifen umlaufend auf der Platte abgeklebt, dort Parkettacryl im Farbton Buche aus der Kartusche aufgebracht und vorsichtig mit einem Japan-Spachtel abgezogen. Das Goldband sofort und vorsichtig entfernt. Am nächsten Tag behutsam mit 320er Korn die Erhabenheit beigeschliffen und mit den beiden letzten Klarlackierungen wurde der Acrylstreifen Bestandteil einer ebenen Lackierung. Nicht perfekt, aber wenigstens keinen St.-Andreas-Graben mehr an Tischkante …


… nach einem weiteren Klarlack-Anstrich und der angemessenen Trocknungszeit von mindestens 24 Stunden wurden die entsprechenden Flächen mit 320er nachgeschliffen. Vor dem finalen Anstrich das feinste Schleifpapier, welches ich im Keller hatte (400er), zum Glätten benutzt. Wie man an den Fotos sieht, ist das Ergebnis von der Oberflächenglätte durchaus sehr ansprechend.

Schritt 6 7

Intime Zweisamkeit .. nur ich und der Tisch! Keine Kameras zugelassen!

Beim Zusammenbau (keine Fotos vorhanden) habe ich so zärtlich wie möglich die grazilen Hochglanz-Grätschen mit dem Rahmen an der Platte verbunden, den Zwischenboden mit einem mittigen Loch zur Zufuhr für das Ladekabel versehen, in die Beine versetzt 4mm-Löcher für die 40mm langen Regalbodenträger gebohrt, den Tisch auf die Platte gelegt und zuerst die Akku-Lichtquelle eingeworfen. Dann den Boden auf den Würfel gelegt und erst ganz zum Schluss die Regalstengel aus Edelstahl eingesteckt. Wie soll man sonst einen Tisch mit Maßeinbau zusammen bekommen?

Schritt 7 7

Bescherung und Ende von "Top-Sekrät!"

Gegen den Tannebaum anstinken mit Leuchtkraft. Rosa Leuchtkraft!
Gegen den Tannebaum anstinken mit Leuchtkraft. Rosa Leuchtkraft!

Da mir das ein durchaus wichtiger Tag insbesondere auch mit der Familie ist, habe ich da natürlich auch keine Fotos von gemacht. Aber ich kann verraten, dass nach knapp vier Wochen agiler Agenten-Arbeit im Keller die Geheimhaltungsklausel sofort nach der Enthüllung des Bettlakens, mit dem ich am Vormittag des Heiligabend den Tisch vorsichtig zugedeckt hatte, gebrochen werden musste. Ich hab geplappert, wie Pierce Brosnan auf Tequilla und die beiden Beschenkten waren ganz außer sich vor Freude.

Wir haben dann den neuen Balkon-Erheller mit nach oben in die Wohnung geschleppt und für eine kleine Fotoserie hat die Tochter die Fernbedienung des Würfels glühen lassen. Komischerweise hab ich aber nur Fotos mit Rosastich machen können…

Am ersten Weihnachtstag, als wir aufstanden, dachte ich beim Betreten des Wohnzimmers, wir wären inner Lackierstraße aufgewacht. Der kleine Freund aus Naturstoff hat seine belackten Lösemittel schön gegen den Tannenduft des Weihnachtsbaumes eingesetzt. Man, das hat auch Tage danach noch gemüffelt. Mittlerweile riecht er nicht mehr und sieht immer noch so schön aus, wie am ersten Tag…

Euch weiterhin gutes Gelingen!