Tellerschleifer mit „Snüwwelsßtük“
- Skill levelNormal
- Costs35 €
- DurationMehr als 4 Tage
Ich wollte auch so einen schicken Tellerschleifer haben. Im Baumarkt der Herzen bin ich ständig an einem vorbeigeschranzt, stehen geblieben, geschwärmt und nach dem Schreck über den Preis des Labber-Schrabbel-Kastens dann eloquent in die Schraubenabteilung weiter gezogen. Über 200 Eisentaler für 30 Zentimeter Durchmesser? Pöh! Nie im Leben. Geht auch günstiger und auf jeden Fall auch stabiler.
Also in der Reste-Ecke nach dem ein oder anderen schicken Edelholz geforscht und irgendwann hatte ich die zweieinhalb Platten zusammen. Für wenig Penöke. Multiplex und Siebdruck-Platte kostet ja nicht mehr wirklich viel, wenn der fachmännisch gelernte Baumarkt-Sägemann mal abends die Überbleibsel vonnen harten Sägetag verwurstet hat.
Also, erstmal 193,50 Euro gespart für die äußere Außenkonstruktion von der in meinen Gedanken schon hervor würzend schwurbelnden und schnurrenden Raspelplatte. Die musste ich jetzt noch besorgen. Selber basteln? Niiiieeee! Viel zu gefährlich bei meinen Rundungskünsten.
Und wie krieg ich das Runde ins Eckige? Mit was betreibe ich die Petersburger Schnitzelfahrt? Man oh man, eine Managerentscheidung nach der anderen stand an, aber so’n gestandenen Handwerker im Heim kann das in Sekundenbruchteilen eruieren und manifestieren!
Aber seht selbst…
- Akku-Schrauber
- Stichsäge
- Tischbohrmaschine
- Multifunktionswerkzeug
- Handkreissäge
- Hammer
- Schraubendreher
- Winkel
- Bleistift
- Knarre/ Ratsche
- Schraubzwingen
- Multiplex
- Sperrholz
- Siebdruck
- Schrauben
- Schrauben
- Rampamuffen
- Schlossschrauben
- Muttern
- Leim
- Maschinenhalter
- Schleifteller
- Bohrmaschine
- Sternengriffe
Am Anfang war das Holz noch ganz…
IAm Anfang war das Holz noch ganz…
Außer, dass ich wusste, wie das Schleiferlein nachher halbwegs funktionieren sollte, wusste ich nicht viel. Völlig planlos, wie meistens bei ner guten Suppe, greift man nach den Zutaten, die das angenehm gekühlte Kellerregal liefert. Einen Schleifteller mit 125er-Durchmesser hatte ich vor Monaten schon gekauft. Einen „Halter“ aus Vollplastelin im schicken Doppelloch-Design auch. Nehmen wir das doch. Die nicht mehr so ganz taufrische Schlagbohrmaschine aus der Hausmarken-Sammlung des Bauhauses sollte als Antrieb herhalten.
So, ausmessen, anzeichnen, lossägen. Ooops, vielleicht mal vorher die Maschine an die örtlichen Gegebenheiten vorsichtig anhalten? Schnick-schnack. Einer, der’s kann, hat das im Auge. Nachm Feierabendbierchen dann im Blut. Mit vieeel Jefühl so ungefähr bei ca. 330 x 190mm annähernd angezeichnet und schön midde Stichsäge die Multiplexplatte auf zwei Seitenteile und eine etwas nicht ganz so breite Bodenplatte eingekürzt. Bei der Frontplatte war ich mir mit uns uneins: Überstand rechts und links lassen? Bündig zu den Seitenteilen? Ehe ich mich trocken entscheiden konnte, erst mal dranhalten. Schaut doch gut aus. Also, so lassen. Bloß nicht jetzt schon unnötigen Aufwand betreiben. Würde sich ja auch später nicht rächen…
Test, Test, eins, zwo, eins, zwo…
Zum Testen die Bohrmaschinen-Aufnahme-Halterung mal gaaanz intuitiv an die linke Seite gepflanzt, um den Umdrehungsboliden an den Holzkasten zu bekommen. Dödel. Wackelt wie das Dekolleté von Helene Fischer beim Ententanz. Improvisations-Bauen nennt sich das. Besser ist ein Leimholz-Trümmer aus drei 19mm-Mulltiplex-Resten auf dem Boden der Kiste befestigt. Ich will ja nicht, dass der Dampfer mal aus der Kiste rauscht.
Hatte ich ein Glück, dass das bereits in die Frontplatte gesenkte 125mm-Loch tatsächlich auch seitlich, mittig, horizontal und parallel von dem Schleifteller gefüllt werden konnte. Puuuh. Schweiß abgewischt und noch mehr Löcher machen. Ins Seitenteil. Um mit dem T-Schlüssel die verspannende Arretierung an der Bohrmaschinendurchstecköffnung anziehen zu können. Und als Entlüftung für die Maschine ebenfalls gut. Wolln ja nicht, dass die gute Umdrehungs-Ute den Hitzekoller-Tod inner Kiste bekommt.
Sieht so doch schon mal ganz gut aus.
Neverending Story
Die Auflageplatte für das zu schleifende Schleifgut sollte an den Rohbau angesetzt werden. Aber wie? Und vor allen Dingen in welcher Form? Zum Absenken auf 45 Grad? Wollte ich in die Platte eine Alu-U-Schiene einlassen und dann mit einem verstellbaren Winkel das Raspelgut auf die gewünschte Gehrungsflucht schleifen? Sprich, den Kasten im 90 Grad-Winkel versteifen? Wieder musste rasend schnell eine spontane Schnellentscheidung aus der Kiepe gezaubert werden. Im 45 und 90 Gradwinkel verstellbar. Alles andere machen die Freunde, denen die Mühe und das elendig lange Überlegen gepaart ohne Ideenreichtum ein Graus ist.
Jetzt rächte sich der Überstand an der Frontplatte. Wie kriege ich jetzt die beiden Halterungen für die Auflagenplatte plan an den Korpus? Wie schon öfters, ist das Glück der Seligen mit den Dümmeren auch noch unterwegs und ich hatte natüüüürlich auf beiden Seiten knapp 19mm überstehen lassen. Völlig cool. Also reichte es aus, auf beiden Seiten zwei 19mm-Multiplexstreifen unterzufüttern. Zwei 8er Löcher eingebohrt, mit einem 15er-Forstnerbohrer 3mm eingesenkt, eine Einschlagmutter eingetrieben jeweils eine 8er-Schlosschraube durchgetrieben und das Skelett baumelte rechts und links vor sich hin. Auflagenplatte mit der Scheppach Edelsäge maßgerecht eingekürzt und das Ganze dann mit vier Schrauben festlich fixiert. Jetzt den richtigen Winkel anvisiert und den Winkel festgestellt. Dann auf den Seitenteilen angezeichnet. Durch das zweite 8er-Loch eine Schlossschraube gesteckt und zwei- dreimal ordentlich einen mit dem Hammer auf die Haube gegeben, um die exakte Position im Holz zu verewigen. Wieder alles abschrauben, um das Loch für die Rampamuffe vorzubohren. 10mm. Dann die Muffe mit Muffensausen per Hand an einer Maschinenschraube eingedreht… Atmen, Rudi, atmen… Weiter… das gleiche Spiel auf der anderen Seite und nachher nochmal mit den Rampas für die 45 Grad-Einstellung. Als ich das endlich fertig hatte, war die Überweisung zum Psychiater eigentlich schon halb ausgedruckt…
Outtake oder wie man's nicht macht...
Den Schritt habe ich bis auf die Auflageplatte komplett wiederholen müssen. Meine erste Idee war die schlechtere: nimmste einfach mal die beiden MDF-Reststücke unterm MFD hervor, machst den ganzen Heckmeck wie vorher beschrieben und schrubbelst da zwei Rampa-Muffen rein für die Winkelverstellung. Blöööödsinnnn! Geht ja gar nicht vernünftig. Bei der ersten Rampamuffe ist mir beim Einschrauben in die u.a. aus Hackschnitzel und Schwarten bestehende MDF-Platte (steht so bei Wikipedia!) eine Vorwölbung nach außen entstanden, die einen Radiologen eher stark an einen geröntgen Bandscheibenvorfall erinnern würden, als an eine wirklich gut zusammengeschraubte Seitenteilfixierung. Also, alles von vorne mit der 19mm-Multiplex-Geschichte von oben.
Snüwwelßstük
Holz schleifen ohne Absaugung ist nicht nur richtig „dürtie“, sondern bringt auch gaaanz viel Dreck inner Umgebung mit sich. Also musste eine holzgebaute Untertisch-Absauganlagenvorrichtung her, kurz „Snüwwelßstük“ genannt.
Einer, der’s kann, macht das mal eben so. Ich brauchte Umwege… damit das aber hier nicht von Pontiac zu Pilates komplett erklärt werden muss, nur die Eckdaten gefüttert mit den Bildern:
- 9mm Sperrholz Pappel Grundmasse
- 6 Streifen und eine Platte
- 35mm-Loch für den Staubsauger-Absaug-Schlauch per Forstnerbohrer
- Innenleben mit Winkelplättchen für mehr Saugkraft füllen
- Einen knapp 1 Zentimeter-Schlitz lassen, der an den Schleifteller führt
- 11 unnötige Löcher und die korrekten Löcher mit 2-K-Spachtelmasse verschließen
- Alle Ritzen und Fugen, die quasi so unnötig enstanden sind, mit Coltagum (Parkettacrylat) verschließen
- Vorne ins Snüwwelßstük pusten, um die Tauglichkeit zu überprüfen.
- Jau, geiht!
- Einsetzen mit dem Schlitz nach oben zum Schleifteller und am unteren Ende mit einer kleinen Multiplexleiste vor dem Runterrutschen sichern
- Führungsplättchen anner Aufhängung, damit beim Verstellen auf den 45 Grad-Winkel das Geraffel nicht nach unten rausfällt.
- Noch ein 19mm-MultiplexRest mit 35er-Loch versehen und vor das bestehende Absaugloch gesetzt. Um mehr Futter für den Staubsauger-Penökel zu haben
Quasi also nen ausziehbaren Staubsaugerschuh. Und der ziiieeehhhttt…. (siehe später).
Verschlusssache
Verschlusssache
Heute Morgen in den Keller getrottet, Restarbeiten an der Brummerkiste vollführen. Ich hatte sooooo keinen Bock mehr, das ist unvorstellbar. Mit Pausen zwischendurch habe ich fast 3einhalb Wochen rumgefriggelt und wollte nun, dass endlich Krach ohne Staub im hölzernen Karton ist.
Rückwand zugesägt, rangehalten, Löcher bohren, senken , anschrauben wollen… passt nicht. Tolles Augenmaß! Die rotzige Bohrmaschine ist knapp 3 Millimeter zu lang für den wuchtigen Würfel.
*Brüll*AufdemBodenwälz*TrommelbodenfeuerausderFaustkanone*
Also, wieder aufstehen vom Boden, Umrisse an das Holz werfen, Dremel raus, Einwuchtung ausgewuchtet. Passt. Löchern, senken,ranjewummst mit Universalschrauben.
„Umständlichkeitshalber im Keller“
Klappe, nächste Szene „Umständlichkeitshalber im Keller“. Deckel Eins, die Erste. Einstellung läuft.
Um den Dröhnapperat überhaupt zum Laufen zu bekommen, muss man auch mal an den An-Schalter kommen. Logisch. Da die Maschine hinten wie die Heckflosse von Free-Willy aus’m Holz guckt, der Hintern zum Einschalten aber unterm Deckel hockt, musste ich eine abnehmbare Klappe konstruieren. Kurz am Kopf gekratzt und mal ohne Stichsägenblatt-Test frei und fröhlich mit einem No-name-Blatt einen Ausschnitt in den Deckel gesägt. Zu lang.
Doch wieder Stichsägenblatt-Test. Einen 2mm-Streifen wegkürzen mit dem Parksideblatt. Volles Risiko gehen, auch mal da sein, wo’s weh tut. Ging aber erstaunlich gut. Deckel passt. Uff. Löcher rein, senken, Universalschrauben löten den Deckel fest.
Zum Abnehmen des Deckels aus einem Reststück vonne Multiplex auf der fast fertigen Holztröte gleich mal den Test auf Exempel gemacht. Anzeichnen der Länge, Radien frei Schnauze. Raspel frei mit 60er-Edelkorund auffer Scheibe. Geht wie blöd dat Dingen. Handteil für die Einstiegsanmachluke gelocht, gesenkt, geschraubt und dann nochmal den ultimativen Test.
Lauf, Tellerschleifer, saug!
So, je einmal ein Video mit und ohne Absaugung zum Schluss.
Outtake II: Das erste Video ist nur entstanden, weil ich redundantes Reststück an gerade noch überlebensfähiger Menschenmasse vergessen hatte, den Staubsauger anzustellen. Erst hab ich davor gestanden und wegen der enormen Staubentwicklung meine handwerklichen Ingenieurs-Fähigkeiten schon in Zweifel gezogen…
… Euch weiterhin gutes Gelingen!