Ritterburg aus Holz
- Skill levelNormal
- Costs30 €
- DurationMehr als 4 Tage
Anfang Januar hatte mein Neffe seinen 6. Geburtstag. Bereits Ende November habe ich begonnen eine Ritterburg aus Holz für ihn zu bauen. Die Vorweihnachtszeit war dann doch stressiger und schneller vorbei als geplant, ich stand also unter Zeitdruck und habe nicht jeden Sägeschnitt bebildert. Sorry schonmal dafür. Aber seht selbst...
Du brauchst
- Tischkreissäge
- Oberfräse
- Akku-Schrauber
- Bandschleifer
- Drechselbank
- Holzbretter
- Lochblech
- Kanthölzer
- Maurer-Schnur
- Sperrholzplatte
Schritt 1 4
Bretter zuschneiden und Fräsen
Als Material habe ich mir einige Fichtenbretter (30 cm breit) und Kanthölzer 4cm x 4cm aus dem Baumarkt besorgt. Die Breite der Mauer war damit auf 30cm festgelegt. Einen konkreten Plan hatte ich vorher nicht. Ich baute einfach mal drauf los...
Die gesamte Burg sollte aufgebaut nicht größer als 1m x 1m werden und sollte steckbar sein, um sie platzsparend verstauen zu können. Ein Kinderzimmer hat nunmal keine 200m² :)
Zuerst sägte ich die Bretter auf Höhe 20cm zu. Die Burgzinnen werden mit einem 20mm Fräser im Abstand von 20mm hergestellt.
Das Tor für Zugbrücke und Gefängnis wird mittels Bandsäge ausgesägt.
Schritt 2 4
Stecksystem entwickeln
Jetzt musste ein einfaches, stabiles Verbindungssystem her, womit auch Kleinkinder umgehen können. Nach reichlicher Überlegung kam ich auf die Idee einer Schwalbenschwanz-Verbindung. Diese stelle ich mit einem Zinkenfräser der Marke ENT her (nein ich bekomme keine Kohle für die Werbung, meiner Meinung nach sind es aber sehr hochwertige, haltbare Fräser).
Da gewünscht, ein kleiner Exkurs zur Schwalbenschwanz-Verbindung:
Eine Schwalbenschwanz-Verbindung ist eine offene Zinkung aus dem Möbelbau-/Tischlerbereich. Sie wird oft beim Bau von winkligen Verbindungen von Echtholz, zB Schubladen, Truhen usw. verwendet.
Dabei werden Zinken und Schwalben in die Fronten beider Bretter gefräst und diese greifen dann ineinander. Durch die schrägen Zinken ist zusätzliche Stabilität gewährleistet.
Meist wird diese Verbindung mit einer Oberfräse hergestellt, man kann es aber auch klassisch mit Säge und Stechbeitel machen. Hier habe ich einen Frästisch mit Zinkenfräser verwendet. Zuerst fräste ich die Zinken (die V-förmigen Kerben) mittig in die Kanthölzer. Anschließend führte ich die Bretter, die die Burgmauer darstellen, hochkant am Fräsanschlag vorbei und zwar beidseitig, damit dann die 'Schwalben' entstehen. Die Einstellung von Höhe des Fräsers und Abstand zum Anschlag ist etwas kniffelig und man muss erstmal mit Opferbrettern üben. Es sollen ja nicht die klassischen, lückenlosen Verbindungen entstehen, sondern welche mit etwas Spiel, damit die Teile ohne Kraftaufwand steckbar sind.
Die Kanthölzer dienen dabei als Verbindungselemente der Mauern.
Bei den Türmen sind sie mit der TKS um 30 Grad schräg geschnitten, damit wieder eine gerade Verbindung zur Mauer entsteht. Siehe Fotos.
Man kann somit mehrere Mauerelemente verbinden und die Burg in der Länge/Breite beliebig erweitern.
Schritt 3 4
Gefängnis, Zugbrücke und Türme bauen
Jede Burg muss natürlich auch ein Gefängnis für die bösen Buben haben. Als Gefängnistor habe ich ein Lochblech mit 2 schweren Flacheisen verschweißt, damit es genügend Eigengewicht hat. Zum Öffnen drechselte ich einen etwa 15mm dicken Stab aus Buchenholz, woran eine Maurerschnur befestigt und durch Drehen der Welle das Tor angehoben wird. Damit der Stab nicht hin und her wandert, fixierte ich ihn mit kleinen Spax-Schrauben.
Falls die Schnur mal ersetzt werden muss, entfernt man einfach die Schrauben und kann die Welle nach einer Seite rausziehen.
Die Zugbrücke wird mit dem gleichen Mechanismus angehoben und abgelassen.
Für die sechseckigen Wachtürme habe ich Bretter beidseitig auf 30 Grad geschnitten und verleimt. Als Decke, auf der die Ritter nachher stehen, dient Sperrholz.
Abschließend wird noch alles mit Bandschleifer, Oszillationsschleifer und Schmirgelpapier geschliffen.
Schritt 4 4
Zusammenbauen der Burg
Probehalber habe ich dann die Burg im Wohnzimmer aufgebaut. Durch die Steckverbindungen ist das problemlos in 5 Minuten erledigt. Aus den Kleinanzeigen hatte ich günstig ein Ritter-Konvolut von Playmobil ersteigert.Im zerlegten Zustand passt alles in eine Plastikkiste.
Am Tag des Geburtstags wurde natürlich sofort alles aufgebaut. Hilfe benötigte mein Neffe dabei nicht. Er hat sie durch seine bestehende Playmobil-Burg erweitert und wohl sogar Nachts in der Burg geschlafen. Ziel erreicht!
Nachtrag zur Lackierung:
Ich habe mich bewusst dafür entschieden, das Holz in natura zu belassen. Fichte dunkelt lediglich etwas nach, wird aber keineswegs schmuddelig. Ggf. geht man nochmal über die Teile mit dem Bandschleifer drüber, dann sind sie auch in 10 Jahren wieder wie neu. Mir widerstrebt es auch Echtholz zu lackieren. Es ist ein Naturprodukt und wird bei mir, wie in anderen Projekten zu sehen, maximal geölt oder gewachst. Aber selbst darauf habe ich hier verzichtet, da mein 2. Neffe gerade mal 9 Monate alt ist und alles in den Mund steckt, was er finden kann.
Fazit und Ausblick:
Der Bau der Burg war doch anspruchsvoller als zunächst erwartet, es hat aber riesigen Spaß gemacht! Geplant ist, jedes Jahr etwas an der Burg zu erweitern. Sei es das Schnitzen von Rittern/Figuren oder das Drechseln der Kanonen. Ein überdachter Pferdestall steht bereits auf der Wunschliste...