Werkzeuge für Heim & Garten

Ein Hocker im Shaker-Stil


  • Skill level
    Normal
  • Costs
    15 €
  • Duration
    Unter 1 Tag

Meine Patenkinder werden bald zwei Jahre alt. Zum ersten Geburtstag haben sie von mir auf Wunsch ihrer Eltern eine große Spielzeugkiste bekommen; dieses Jahr sollen es zwei Hocker sein. 
Der Hocker, den ich für meine eigenen Kinder gebaut habe, schied aus - auch wenn er mir sehr gefiel, hatte hatte er doch einen Nachteil: Dadurch, dass die Beine nicht direkt am Rand sind, können kleine Kinder ihn leicht zum Kippen bringen (meine Tochter hat das auch eindrucksvoll unter Beweis gestellt). Also musste ein anderer Hocker her.

Du brauchst
  • Leimholzplatte
  • Leimholzplatte
  • Scharniere
  • Schrauben
  • Sperrholzplatten
  • Holzleim
Schritt 1 7

Fertigung der Schlitze für die Bodenplatte

Die Bodenplatte soll da beginnen, wo die Rundung aufhört. Ich ziehe also mit Winkel und Messer eine Kerbe quer über die Seitenplatte - diese Kerbe lasse ich einen Zentimeter vor der vorderen Kante aufhören. Dann lege ich die Bodenplatte an diese Kerbe und ziehe mit dem Bleistift eine zweite Linie - so erhalte ich in etwa die Breite der Bodenplatte. Beide (also die Messerkerbe und die Bleistiftlinie) winkle ich auf die Seiten um. Dann stelle ich ein Streichmaß auf die gewünschte Tiefe (sechs Millimeter) und markiere den Bereich zwischen den Linien.
Wenn ich nun mit dem Stecheisen die Kerbe direkt vertiefen würde, würde diese sich verschieben - das Stecheisen "wandert", wenn es mit viel Kraft ins Holz getrieben wird. Also verbreitere ich die Kerbe zuerst - dadurch ist das Holz, an dem die Fase des Eisens abrutschen könnte, nicht mehr da und die Kraft geht beim Draufschlagen nach unten und nicht nach unten und zur Seite. Dann wird die Kerbe mit dem Stecheisen auf die mit dem Streichmaß angerissene Tiefe ausgestemmt; zusätzlich nehme bis etwas über die Mitte Holz weg.
Jetzt nehme ich die Bodenplatte, ziehe sie stramm gegen die ausgestemmte Wand und mache mit dem Messer eine kleine Markierung auf der anderen Seite. Ich lasse das Messer in dieser kleinen Markierung, lege den Winkel an und verlängere sie über die gesamte Breite der Platte (bis auf den einen Zentimeter an der Vorderkante). Jetzt erkennt man, dass die Bleistiftlinie und die Messerkerbe nicht deckungsgleich sind...
Auf dieser Setie verfahre ich ebenso wie aud der anderen; dadurch entsteht in der Mitte ein "Berg", den ich mit dem Stecheisen entferne. Der Rest wird mit dem Grundhobel abgenommen.
Jetzt kommt der große Moment: Die Bodenplatte wird in den Schlitz geschoben. Alles ist gut, wenn sie nicht zu locker (so dass sie herausrutschen kann) und nicht zu stramm (so dass die Holzfasern gequetscht werden) sitzt.
Zum Schluss werden noch an der Vorderseite die beiden Ecken ausgesägt, damit die Platte bündig mit der Vorderkante abschließt (kein Foto davon).
Das letzt Bild zeigt, wie der Hocker bis jetzt aussieht.

Schritt 2 7

Die Nuten für Vorder- und Rückwand

Die Nuten werden mit dem Nuthobel hergestellt.Hier gibt es allerdings ein paar kleine Herausforderungen:
Eine Nut liegt zu weit vom Rand entfernt, als dass ich mit dem Hobel noch hinkommen könnte. Um das zu Lösen, zeichne ich die Nut mit Winkel und Bleistift an und säge vorsichtig entlang der Linien bis zur gewünschten Tiefe. Dann entferne ich das Innenleben mit dem Stechbeitel und mache die Nut mit dem Grundhobel "hübsch"
Die übrigen Nuten gehen nicht der gesamten Länge nach durch Holz. Das hat zur Folge, dass der Nuthobel an einer Seite tiefer ins Holz eindringen kann als an der anderen... Aber auch das ist nicht weiter Tragisch: Einfach mit der Säge die Nut aufsägen und mit dem Stecheisen auf die erforderliche Tiefe bringen.
Zum Schluss werden die Seitenteile und der Boden zusammen gesteckt und die genauen Maße für die Vorder- und Rückwand genommen. Die werden dann aus sechs Millimeter starkem Buchen-Sperrholz ausgesägt (zwei Millimeter abziehen, damit das Holz ausdehnen kann - auch wenn das bei Sperrholz nicht so dramatisch viel sein dürfte). Die Vordere Platte wird absichtlich ca. fünf Millimeter höher gelassen - hier kommt im nächsten Schritt eine Latte drauf, an der die Scharniere befestigt werden.
Zum Schluss werden die Platten in das Gestell geschoben - natürlich nur, um zu gucken, ob es passt und gut aussieht... ;-)

Schritt 3 7

Der Deckel

Vorne soll eine kleine Latte befestigt werden, die die Scharniere für den Deckel hält. Außerdem soll sie eine kleine Nut erhalten, in die die vordere Sperrholzplatte passt. Wichtig ist, dass diese Nut - oder ist es eher ein Schlitz? - nicht komplett durchgeht, denn das könnte man von der Seite sehen. Also reiße ich mit dem Zapfenstreichmaß zwei parallele Linien an, die jeweils etwa einen Zentimeter vom Rand entfernt aufhören. Dann nehme ich das Stecheisen und schlage mich von der einen zur anderen Seite mit ca. zwei bis drei Millimeter Abstand durch.
Die dadurch aufgetrennten Holzfasern lassen sich leicht mit einem Stecheisen entfernen. Dann wird die Nut noch mit dem Grundhobel auf eine einigermaßen gleichmäßige Tiefe gebracht und die Latte zum Test auf die Oberseite des Hockers gesetzt.

Schritt 4 7

Verleimen

Die Teile werden nun auseinander genommen und Leim aufgetragen. Nun werden die Seiten und der Boden zusammengesteckt. Mit dem Winkel als Hilfsmittel können noch kleinere Korrekturen vorgenommen werden; dann wird das Gestell mit Zwingen verpresst.
Ist das getrocknet, geht's an die Deckel-Latte: Ich traue mich nicht ganz, die Latte stumpf auf das Hirnholz zu leimen; also nehme ich den Akkubohrer (ja, ich weiß: Ich will mit der Hand arbeiten und nicht mit Maschinen, aber der Akkubohrer zählt nicht), bohre zwei sechs Millimeter tiefe Löcher, setze Dübel-Markierspitzen hinein und drücke die Deckel-Latte drauf. In diese Bohre ich ebenfalls zwei Löcher (Achtung: Nicht durchbohren!). Dann gebe ich Leim in die Löcher, stecke zwei Holzdübel hinein und setze die Latte drauf. Bei den momentanen Temperaturen genügt es, das Ganze eine halbe Stunde mit Zwingen zusammen zu pressen...

Schritt 5 7

Die Scharniere

Die Deckelplatte wird auf die entsprechende Breite geschnitten. Dann wird ein Scharnier fünf Zentimeter vom Rand angelegt und mit dem Messer beide Seiten im Holz markiert; ebenso die "Rückwand" des Scharniers.
Dann wird ein Streichmaß auf den Abstand zwischen Scharnierflügel und Mitte des Gelenks eingestellt (das sind bei meinen Scharnieren etwa 1,5mm) und die angrenzende Holzseite damit angerissen.
Jetzt wird mit dem Stechbeitel der Bereich, in dem das Scharnier sitzen soll ausgestemmt: Zuerst von oben in ca. zwei Millimeter breiten Einzeistückchen. Dann von der Seite - und zwar da, wo wir mit dem Streichmaß die Markierung gesetzt haben. Der Rest wird mit dem Stecheisen vorsichtig ausgeputzt.
Dann wird das Scharnier hinein gesetzt und mit der Stechahle die Position der Löscher markiert. Achtung: Die Markierung wird nicht mittig zum Loch im Scharnier gesetzt, sondern zum hinteren Rand hin. Dadurch wird das Scharnier, wenn die Schraube hereingedreht wird, nach hinten gezogen.
Das Ganze wird nun so hingelegt, dass der Deckel an die Latte auf dem Hocker angelegt werden kann, um die Positionen der Scharniere in der Latte zu übertragen. Das Ausarbeiten erfolgt auf dem selben Weg wie eben (Notiz an mich: Beim zweiten Hocker erst danach die Latte festleimen - macht das Arbeiten leichter ;-)). Der Deckel wird nun mit jeweils einer Schraube pro Scharnier am Hocker befestigt. Dann wird an der Rückseite markiert, wo die Deckelplatte abgelängt werden muss. Außerdem stelle ich fest, dass die Innenkante eine kleine Fase benötigt, weil sich der Deckel sonst nur mit Kraft schließen lässt.
Ich schraube die Deckelplatte also wieder ab, Säge sie auf die benötigte Breite (die rauhe Sägekante wird natürlich mit dem Hobel geglättet) und fase die Innenkante an (ebenfalls mit dem Hobel, aber ohne Fotos...).

Schritt 6 7

Abschlussarbeiten

Zum Schluss säge ich noch die Halbkreise an den Beinen aus. Hierfür kommt die Laubsäge zum Einsatz. Anschließend greife ich wieder zum Akkubohrer und zur Schleiftrommel und mache den Halbkreis hübsch.
Damit das Hirnholz nicht ausreißt, wenn der Hocker mal über den Boden gezogen oder geschoben wird, erhalten die vier Beinchen an allen Seiten eine Fase - selbstverständlich mit dem Hobel.. Achtung: Wenn man den hobel nicht ankippt, werden die nicht unterstützten Fasern am Ende ausreißen! 
Zu guter letzt (und das habe ich noch nicht gemacht) sollte der Hocker noch behandelt werden (Buchenholz reagiert ziemlich schnell auf Schwankunden der Luftfeuchtigkeit und verzieht sich sehr leicht). Das habe ich noch nicht gemacht; ich schwanke noch zwischen Schellack und Bienenwachs.
Das bisherige Endergebnis kann sich aber schonmal sehen lassen - zumindest werden Zweijährige den Hocker toll finden. vor allem, weil man sich da auch wunderbar die Finger dran klemmen kann...

Schritt 7 7

Zuschnitt der Seitenteile

Zu meinem großen Erstaunen waren die maschinell gefertigten Platten aus dem Baumarkt nicht ganz so gerade, wie es der Beipackzettel vermuten ließ - also wurden die Platten erstmal mit dem Hobel begradigt.
Danach werden die Seitenteile zugeschnitten: Mit Winkel und Markiermesser wird eine Kerbe rings um die Platte gezogen. Die Platte ist gerade (also die Seiten parallel), wenn die Kerbe genau da aufhört, wo sie angefangen hat. Entweder würde ich jetzt die Kerbe mit dem Stecheisen etwas verbreitern, damit die Säge eine "Wand" hat, an die ich sie anlegen kann, oder eine zweite Kerbe ziehen, etwa zwei Millimeter von der ersten entfernt. In diesem Fall jedoch greife ich zur Japansäge - deren Blatt ist so schlank, dass es fast komplett in die Kerbe passt.
Sind die Seiten ausgesägt, werden kleine Unebenheiten mit dem Hobel beseitigt. Außerdem lege ich beide Platten aufeinander und hoble sie bündig (das ist kein großer Akt, wenn man beim Sägen einigermaßen genau arbeitet).
Dann zeichne ich mit einem Zirkel die Halbkreise für die Unterseiten auf beide Platten.
Für die Rundung im oberen Teil nehme ich eine Restholz-Latte, befestige an einer Seite einen Bleistift und treibe einen Nagel durch die andere Seite - so erhalte ich einen Zirkel mit einem nahezu beliebig großen Radius. Ich zeichne die Rundung auf einer Platte an und säge sie mit der Laubsäge aus. Dann bearbeite ich den ausgeschnittenen Teil mit dem Schabhobel. Die Abschnitte schmeiße ich erstmal nicht weg; um die Hablkreise kümmere ich mich später. (Die Latte beim letzten Bild habe ich nur drauf gelegt - ich habe leider vergessen, ein Detailfoto von der fertigen Rundung zu machen...)


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