Werkzeuge für Heim & Garten

Gartenhaus im Eigenbau


  • Skill level
    Schwer
  • Costs
    2000 €
  • Duration
    Mehr als 4 Tage

Es ist mal wieder so weit. Mein Holzwurm-Gen kam dieses Jahr wieder durch. Dieses Mal war es etwas großes, etwas sehr großes - ein Gartenhaus mit ca. 16qm Grundfläche.
Unsere Freunde und Nachbarn hatten eine alte gemauerte Gartenhütte und wollten dieses baufällige Etwas abreissen und durch einen neuen Schuppen ablösen. Nach ein paar Recherchen war klar, dass es ein Eigenbau sein musste. Die Vorgabe war, dass das neue Haus so wie das alte nicht viel höher als die Mauer zum Nachbarn werden durfte. Was zunächst einfach aussah, wurde schnell ein planerischer Großauftrag in mehreren Etappen... aber lest selbst.
Ich freue mich auf viele Kommentare!
Grüße, Peter

Du brauchst
Schritt 1 9

Die Planung

Auf dem Bild kann man gut die Mauer erkennen, die wir nicht überbauen wollten. Man kann auch das alte Fundament sehen, welches ich mitnutzen wollte. Das alte, gemauerte Haus stand auf einem ziemlich massiven Ringanker aus Beton. Ein Teil des Bodens war geflliest, da vorher in dem Bau eine Sauna war. Auch den wollten wir (mein Nachbar und zukünftiger Besitzer des Neubaus war natürlich immer dabei) weiter verwenden - warum auch nicht, denn später sollen da nur Fahrräder und Gartengeräte reinkommen.

Ich habe einen Plan gezeichnet, der als grober Anhaltspunkt dienen sollte. Später beim Aufbau haben wir gesehen, dass nicht alles im rechten Winkel war. Das ist der Vorteil von einem Eigenbau ohne Einschränkungen der exakten Abmessungen.
Der Plan wurde ein paar mal verändert, Die Balken sollten alle 100x100mm haben, d.h. Stützen und Pfetten. Die Sparren sollten zunächst 100x60mm sein, aber durch die begrenzte Höhe habe ich 80x60mm eingeplant und dafür ein paar mehr genommen. Die Berechnung der Lasten hat ergeben, dass die Sparren-Balken locker 200kg pro qm aushalten werden. In einer Region mit max. 10cm Schnee sollte das reichen.
Anfangs hatte ich keine Mittelpfette eingeplant,was immerhin noch 90kg pro qm Last bedeutet hätte. Das war mir dann aber doch zu wenig und es gab eine Mittepfette. So könnte man auf dem Dach eine Party feiern, ohne dass etwas passiert.

Schritt 2 9

Materialeinkauf und noch mehr Planung

Neben dem üblichen Schrauben, Winkeln, Pfostenankern war das Holz für das Gartenhaus und das notwendige Zubehör, wie z.B. die Tür zu planen und zu besorgen.
Wie bereits berichtet war die Höhe begrenzt - kommerzielle Türen gibt es in Standardabmessungen, die mir sinnvoll erschienen. Die Westseite war gut 15cm höher als die Ostseite mit der Tür. Das hat mir ausreichend Dachschräge gegeben. Das Dach wurde mit 18mm OSB Platten belegt, gefolgt von Bitumenbahnen und Dachschindeln. Aussen sollte eine Stülpschalung (OSMO) angebracht werden.
Insgesamt habe ich einige Wochen damit zugebracht, die Einkaufslisten zu ermitteln, zu optmieren und den Einkauf zu organisieren. Allein bei den 100er Balken (immerhin 11x 5m) blieb nicht einmal ein Stück größer als 25cm Länge übrig. Das war geplant.... Zufall war eher, dass von 1kg Teerpappnägel nur ca. 100 Stück übrig blieben. Insgesamt ist nahezu alles komplett verbaut worden.

Schritt 3 9

Das Fundament

Das alte Fundament war uns zu schwierig zu entfernen. Aus dem Grund gab es ein paar dübelbare Pfosteninkel und ein paar H-Pfostenanker, die insgesamt 5 Stützen tragen sollten. Also, Beton, eine kleine Schalung (wo es notwendig war), ein Spaten und viel Geduld. Fertig waren die Fundamente.
Zwei Befestigungen wurden in den Sandsteinplatten erstellt. Diese mussten mit der Flex aufgeschnitten werden, so dass der Pfostenträger reinpasste. (Natürlich von der Rückseite, um die Schnitte oben nicht zu sehen).

Schritt 4 9

Der Rohbau

Die Balken wurden alle auf meinem neuen Kappsägebock (Beschreibung siehe hier: http://www.1-2-do.com/de/projekt/Saegebock-fuer-Zug-Kappsaege/bauanleitung-zum-selber-bauen/4005204/ ) abgelängt. Ich hatte mir vorher einen Plan gemacht, welchen Balken ich wie aus den 5m langen KVH Holzleisten (100x100mm) schneiden wollte.
Um hier der Einbausituation gerecht zu werden, habe ich jeden Balken vorher an Ort und Stelle fixiert (Ich habe ja zum Glück ausreichend Bessy-Zwingen) und danach die anderen Balken angerissen und geschnitten. Die Bildershow zeigt den Baufortschritt. Sobald eine Seite längenmässig fertig war, wurden die Balken mit 10mm starken Bolzen verschraubt.
Die Kopfbänder (das sind die schräg verlaufenden Balken) wurden mit 140mm starken Holzbauschrauben an jeder Seite am Stützbalken befestigt. Die gehen nirgendwo mehr hin.... Die Balken untereinander wurden teilweise mit 160er Schrauben durchgeschraubt, bzw. mit 90mm Stützwinkeln (mit Steg) verschraubt. Insgesamt steht der Bau wie eine Festung. Da wackelt nichts... kein Wunder bei den Dimensionen und der Anzahl von Befestigungen.
Den Sparren widme ich den nächsten Bauschritt...

Schritt 5 9

Die Dachsparren

Ich war der Ansicht, dass die Dachsparren bündig auf den Pfetten liegen sollten. Das habe ich mittels einer Frässchablone und der Oberfäse gemacht. Die Schablone ist so groß, dass man sie auf den Sparren festklemmen kann und die Oberfräse hatte einen Schaftfräser mit Kopierring, so dass diese auf der einen Seite ca. 2,5mm tief fräsen konnte und auf der anderen Seite 0mm hatte. Das Ergebnis war sensationell. Alle Sparren lagen bündig auf den Pfetten auf.

Schritt 6 9

Das Dach

Das Dach besteht aus einer 18mm starken N+F OSB Platte. Die eine Seite war durch die Mauer begrenzt und auch nicht ganz gerade, was aber kein Problem war. Die gegenüberliegende Seite wurde überstehen lassen, da ich das schützende Brett am Ortgang erst später montieren konnte. den Überstand hatte ich in einem späteren Schritt mit meinem neuen PMF 350 (Testbericht siehe hier: http://www.1-2-do.com/de/produkt-test/testbericht/die-multifunktionswerkzeuge-pmf-220-ce-und-pmf-350-ces/4000035/4001360/)  einfach abgesägt. Eine Kreissäge konnte hier nicht mehr eingesetzt werden, da schon die Bitumenbahn auf dem Dach war. Dazu muss man sagen, dass die Dachfertigstellung in einigen Etappen vonstatten ging. Der Rohbau mit Bitumenbahn war nach einem Tag fertig. Dann kamen die Aussenwände und erst danach  die Trauf- und Ortgangbretter. Als letzten Schritt kamen die Bitumenschindeln, das Kupfer und die Regenrinne.

Um die unterste Bitumenbahn zu schützen (sollte in den Ecken nicht geknickt werden, habe ich dreieckige Leisten montiert, bzw, das Traufbrett auf der höchsten Stelle schräg abgeschnitten. So schmiegt sich die Bitumenbahn, welche dort mit reichlich Kaltbitumen verklebt wurde ohne Risse zu bekommen an.
Ausserdem wurde die Bitumebahn und auch die Schindeln an das Traubrett und die Ortgangbretter "hochgezogen" und vernagelt und geklebt. Durch die spätere Abdeckung mit dem Kupferblech hat man so einen idealen Regenschutz.
Die Kupferbleche habe ich vom hiesigen Dachdecker schneiden und biegen lassen - sowas kann man kaum ohne entsprechendes Werkzeug.

Das Traufblech (auch aus Kupfer) wurde unter die Bitumenbahn geschoben und mit Kupfernägeln fixiert.

Als Abschluss wurde eine Regenrinne aus Kunststoff in brauner Farbe gewählt. Eine Kupferlösung gibt es leider nicht in den kleinen Abmessungen und eine "Custom"-Lösung wäre zu teuer gewesen.

Als Abschluss an die Mauer wurde ein sog. Kaminband verwendet. Ich wollte unbedingt vermeiden, dass Regen und damit Feuchte an die Aussenwand des Schuppens kommt. An der Seite wurde ja nur eine OSB Platte geschraubt. Eine Verkleidung wäre zu unsinnig gewesen, da man diese Seite ja nie sieht.
Es gibt flexible Kaminbänder mit Butylkleber auf der anderen Seite. Als Material kam wieder nur Kupfer in Frage. Das Bekleben war herausfordernd, denn die Mauer hatte eine Eindeckung mit Dachpfannen, also Berg- und Talfahrt für die Bahn. Nach 2 Stunden war der Kampf gewonnen und der Anschluss war dicht und dennoch flexibel genug die Spannungen zwischen fester Mauer und Holzhaus, welches ein wenig schwindet und sich ausdehnt, auszugleichen.

Schritt 7 9

Die Tür

Die Tür war wie erwähnt eine Standardtür, welche eigentlich ein Holzhaus mit 28mm Stärke zieren sollte. Folgerichtig war hier ein wenig Anpassarbeit verlangt.
Die Tür war schmaler als der Lücke zwischen den Pfosten. Das war so geplant. Ich wollte die Tür aufsetzen - auf einen Rahmen, den ich dafür extra "aus dem Vollen" erstellt habe. Ich musste eine Lücke von 35mm an jeder Seite füllen. Mit einer Baudiele, die auf dieses Maß gehobelt wurde, konnte ich die Tür auf wenige Zehntelmillimeter anpassen. Der Rahmen wurde mit den Pfosten verschraubt und der Türrahmen mit dem Rahmen. So musste ich beim Setzen der Pfosten in Beton beim Fundament keine Millimeterarbeit leisten. Holz lässt sich einfacher anpassen.
Die Tür hat eine Schwelle auf Holz, unter dem ein paar Bitumenstreifen (vom Dach übrig) liegen, um es vor Feuchte zu schützen.

Die Verkleidung wurde mit etwas Luft um den Türrahmen und die Sparren angepasst - eine ziemliche Frickelarbeit, die aber lohnenswert war.

Schritt 8 9

Die Verkleidung

Hier gibt es nicht viel zu erzählen. Die OSMO Stülpschalung war genau die richtige hier. Auch hier ist nur ein einziges Brett übrig geblieben - kaum Verschnitt und ein gutes, optisch sauberes Ergebnis.
Die sichtbare Unterseite der OSB Platten aussen haben wir mit einfachen Nut- und Federbrettern verkleidet. Die werden natürlich noch gestrichen.
Um die Kanten der Stüpschalung zu schützen wurden jeweils Winkelleisten (40mm Schenkellänge) angebracht. So kann Schlagregen nichts anrichten und es sieht einfach besser aus - finde ich.

Schritt 9 9

Der Abschluss in einigen Bildern.

Hier noch ein paar Bilder, die teilweise schon gezeigt wurden. Sie geben ein Bild des neuen Gerätehauses ab und dokumentieren den Stolz der Besitzer und der Erbauer.
Ein bischen Statistik:
Planung: 6 Wochen
Einkauf 4 Wochen
Bau: 4 Monate
Spaß: unendlich!

So freut sich unser Nachbar über sein Gerätehaus und ich über die Gelegenheit, Euch von meinem "kleinen" Werk zu berichten.
Danke, wenn ihr bis hierher ausgehalten habt!


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