Werkzeuge für Heim & Garten

Werkzeug-To-Go


  • Skill level
    Normal
  • Costs
    20 €
  • Duration
    2-3 Tage

Ich habe meinem Vater den Bau eines Weinregals zu Weihnachten geschenkt. Da dieser Bau bei ihm im Keller stattfinden wird, muss mein Werkzeug irgendwie dort hin kommen. Ein Stoffbeutel scheidet natürlich aus - darin würde ich höchstens den Billig-Hobel aus dem Baumarkt transportieren. Also muss etwas besseres her: Eine kleine Truhe, die sich auch in gefülltem Zustand noch tragen lässt.

Du brauchst
  • Putzhobel
  • Nuthobel
  • Stecheisen
  • Holzhammer
  • Markiermesser
  • Winkel
  • Stahllineal
  • Ziehklingenhobel
  • Schraubzwingen
  • Bleistift
  • Bohrwinde
  • Bohrer
  • Stechahle
  • Hammer
  • Holzleim
  • Nägel
  • Schleifpapier
  • Schmiege
  • Leimholzplatten
  • Leimhplzplatten
  • Restholz
Schritt 1 13

Die Schublade

Für die Schublade brauche ich erstmal drei Leisten. Zuerst wird aus einer Leimholzplatte die Front ausgesägt - ein paar Millimeter größer als sie schlussendlich sein soll. Sie wird dann mit dem Hobel auf die richtige Größe reduziert - so vermeide ich große Lücken zwischen Schublade und Gehäuse. Die beiden Seiten werden ebenfalls aus einer Leimholzplatte ausgesägt - die Höhe wird wieder mit dem Hobel korrigiert, bis sie genauso hoch sind wie die Front; die Länge kommt später dran - wichtig ist momentan nur, dass die Seiten länger sind als die Truhe tief ist. Bei Schubladen ist es nicht unüblich, mit verdeckten Schwalbenschwänzen zu arbeiten.

Das Holz ist 18 Millimeter dick. Ich stelle daher mein Streichmaß auf 14 Millimeter ein und reiße diese an den Kanten der Seitenteile an. Ich entscheide mich für zwei Schwalbenschwänze, die ich anzeichne und aussäge. Jetzt kommt ein kleiner Trick, den ich in einem Buch gelesen habe: Mit einem Falzhobel erstelle ich einen etwa einen Millimeter tiefen Falz an den Schwalbenschwänzen - das hilft mir, sie gleich sauber an der Schubladenfront auszurichten.

Genau das mache ich jetzt auch, übertrage die Umrisse mit einem spitzen Bleistift und winkle sie um. An der Innenseite der Front reiße ich die Dicke der Schwalbenschwänze an - Achtung: Die Dicke der Schwalbenschwände, nicht die Dicke der Leiste!

Dann säge ich die Umrisse aus - ich halte die Säge diagonal, bis ich die Linien an der Innen- und Oberseite erreicht habe. Weiter geht's mit dem Stechbeitel: Ich trenne erst die Fasern an der Innenseite der Schubladenfront auf, dann nehme ich sie von der Seite ab. Habe ich alles ausgestemmt, kommt die Passprobe. Achtung: Die Schubladenfront kann schnell aufplatzen, wenn nicht genug Holz entfernt wurde!

Passt es, stecke ich Front und Seiten zusammen und schiebe sie mit der Front voran in die Truhe - so stehen die Seitenleisten vorne heraus, und ich kann ihre genaue Länge anreißen und sie entsprechend kürzen.

Die Rückwand will ich nicht ganz ans Ende der Leisten setzen - statt dessen reiße ich drei Zentimeter vom Ende der Seitenleiste entfernt eine Linie an. Die wird mit dem Stechbeitel etwas vertieft (wie immer, wenn's quer zur Faser geht) und dann etwa zehn Millimeter tief eingesägt. Mit dem Stecheisen wird ein kleiner "Abhang" an den Sägeschlitz geschnitzt. In diesen drücke ich eine einen Zentimeter dicke Bastelleiste - auf der anderen Seite der Leiste mache ich mit dem Markiermesser einen Punkt. Dann nehme ich den Winkel, lege ihn an den eben gemachten Punkt und reiße eine Linie über die gesamte Länge der Leiste. Die wird ebenfalls mit dem Stecheisen vertieft und genauso ausgesägt wie eben. Das Ganze wird dann mit dem Stecheisen eingeebnet - so erhalte ich einen Schlitz, in den die Bastelleiste, die ich als Rückwand auserkoren habe, passt.

Schritt 2 13

Die Schublade Teil 2

Ist die Rückwand eingepasst, nehme ich die Schublade auseinander und greife zum Nuthobel. Ich hoble eine 3/16" tiefe Nut - das sind viereinhalb Millimeter; die vier Millimeter Sperrholzplatte passt so sehr gut in die Nut, und fertig ist der Boden.

Kleiner Tipp: Da die Backen des Schraubstocks dem Nuthobel im Weg sind, mache ich folgendes: Ich spanne eine Schraubzwinge ein, in der ich das Werkstück festspanne - dann klappt's auch mit dem Hobeln ;-)

Die Schublade wird jetzt verleimt - der Boden wird nur in die Nut geschoben, ohne ihn zu verleimen - so kann das Holz noch ein wenig arbeiten auch wenn das bei Sperrholz nicht so schlimm werden dürfte). Außerdem wird der Boden von unten an die Rückwand geschraubt - vorbohren nicht vergessen!

Damit ist die Schublade fertig - die Rückwand befindet sich absichtlich nicht ganz hinten: So kann ich die Schublade bis zur Rückwand herausziehen, ohne dass sie aus der Truhe fällt.

Jetzt fehlen nur noch die Knäufe: Ich will zwei haben, die an den Außenseiten sitzen - ein einzelner Knauf in der Mitte könnte beim Tragen unangenehm gegen die Plauze drücken ;-)

Im Wesentlichen stelle ich zwei Paul Sellers-Knäufe her - wie das geht, habe ich hier schon einmal beschrieben, daher die Kurzform: Holz zurechtschneiden, Schwalbenschwanz anreißen, ausstemmen, Vorderseite abrunden, oben und unten ein wenig Holz draufkleben, Unterseite aushöhlen, damit die Finger etwas zum Reingreifen haben, fertig. Das Mittelstück besteht aus Mahagoni, Ober- und Unterseite sind Kiefer.

Dann stelle ich ein Zapfenstreichmaß auf die Breite des Zapfens ein und auf die Mitte der Schubladenfront. Ich reiße jetzt auf beiden Seiten die Schlitze an und stemme sie aus. Dann stecke ich die Knäufe testweise herein, lobe mich kurz ;-) und ziehe sie wieder heraus. Ich säge die Zapfen schräg nach innen ein - sie werden später verkeilt werden. Dann gebe ich Leim auf und leime die Knäufe an die Schublade.

Die Keile habe ich vorher aus Holzresten ausgesägt. Ich gebe ein wenig Leim an, stecke sie in die Schlitze, die ich eben noch ausgesägt habe und treibe sie mit dem Stahlhammer hinein. Ist der Leim getrocknet, säge ich die überstehenden Zapfenteile mit der Dübelsäge ab und glätte sie mit dem Stecheisen (das lege ich mit der Spiegelseite nach unten auf die Innenseite der Schublade und mache kreisförmige Bewegungen, bis alles eben ist). Zum Schluss gehe ich noch mit etwas 240er Sandpapier darüber.

Schritt 3 13

Das war's!

Damit ist die Werkzeugtruhe fertig - fehlt nur noch das Werkzeug. Das werde ich in einer ruhigen Minute ordentlich einsortieren.

Für die Endbehandlung werde ich die Truhe mit Schellack einpinseln. Wenn der getrocknet ist, wird die Lackschicht mit Stahlwolle aufgeraut und dann mit derselben Stahlwolle etwas Möbelwachs eingerieben. Das wird dann mit einer Schuhbürste glattgeputzt. Abgesehen davon, dass es schick aussieht, hat das noch einen angenehmen Nebeneffekt: Die Schublade wird geschmeidig und ohne großen Kraftaufwand rein und raus laufen...

Wenn alles eingezogen und getrocknet ist, steht dem Bau des Weinregals nichts mehr im Wege.

Schritt 4 13

Welches Holz?

Los geht's mit der Auswahl des Holzes: Die Truhe soll ein wenig edel aussehen; außerdem soll sie Werkzeug aufnehmen, das ich zwar nicht hinein werfen werde, das aber vielleicht doch mal aus einer Höhe von ein paar Zentimetern hineinfällt. Ach ja: Tragen können will ich das ganze auch noch, die Truhe sollte also relativ leicht sein.

Für das Gewicht spricht Balsaholz: Extrem leicht - nur leider auch sehr anfällig für Verformungen. Außerdem haben die beiden Baumärkte, in denen ich mittlerweile mit Namen begrüßt werde, Balsa nur in sehr geringen Mengen, aus denen sich so eine Truhe nicht wirklich bauen lässt. Balsa scheidet also aus.

Ein Baumarkt bietet Bambus - das wäre eine Alternative, aber... Bambus-Leimholz scheint in drei Schichten verleimt zu sein - also eher Sperrholz. Damit Zinken herzustellen dürfte nicht einfach sein. Außerdem ist Bambus ziemlich schwer.

Dann gibt's noch Akazie - zwar auch ziemlich schwer, aber hübsch. Da Akazie aber ziemlich ölhaltig ist, könnte das Verleimen schwierig werden. Bleiben noch Eiche, Esche, Buche und Kiefer.

Eiche und Esche sind hübsch und gut mit Handwerkzeugen zu bearbeiten, aber leider auch ziemlich schwer. Buche würde gehen, ist aber sehr anfällig für Änderungen von Temeratur und Lufteuchtigkeit - ein No-Go, denn die Truhe wird die Meiste Zeit ihres Lebens im Schuppen verbringen.

Also läuft es - mal wieder - auf Kiefer-Leimholz hinaus. Zwar eher langweilig, aber in allen Varianten im Baumarkt zu erschwinglichen Preisen zu erwerben.

Schritt 5 13

Vorarbeiten

Nach dem Kauf der Platten kommt der wichtigste Schritt, bevor das Zusägen beginnt: Die Prüfung der Platten auf Rechtwinkligkeit. Auch wenn die Platten maschinell gefertigt werden, müssen die Kanten nicht unbedingt im rechten Winkel zueinander stehen. Abweichungen hier können sich durch das ganze Projekt hindurch ziehen und am Ende unangenehme Überraschungen bereit halten.

Die Platten werden also auf Rechtwinkligkeit geprüft (also 90° - dass rechte Winkel nicht immer 90° haben, habe ich hier beschrieben) und ggf. nachbearbeitet. Danach werden die Platten auf die richtige Länge zugesägt (sie sind 80 cm lang, ich will jedoch ein 60 mal 40 cm große Truhe haben).

Ich messe also von einer Kante 60 cm ab, lege den Winkel an und reiße mit dem Markiermesser eine kleine Kerbe ins Holz. Diese wird auf alle vier Kanten umgewinkelt. Dann nehme ich ein Stecheisen zur Hand, setze es zwei bis drei Millimeter von der Kerbe ins Holz (auf der Abfallseite!) und treibe es ins Holz auf die mit dem Messer gezogene Kerbe zu - Achtung: Nicht übers Ziel hinaus schießen! Dadurch erhalte ich einekeilförmige Einkerbung, in die ich die Säge setzen kann.

Ich säge das Stück Holz ab; dabei achte ich darauf, dass ich die Säge leicht nach außen (also ins Abfallholz) winkle - exakt gerades Sägen treue ich mir nicht zu; um dann eine glatte Kante zu erhalten, hoble ich den Rest ab - mit einem scharfen Hobel ist das nicht weiter schwierig; man muss nur aufpassen, dass man den Hobel nicht über die gesamte Breite des Brettes zieht; die Fasern am Ende würden sonst ausreißen...

Schritt 6 13

Zinken anreißen

Sind die Vorarbeiten erledigt, beginnt das Layout der Zinken. Die Rückseite wird eine durchgehende Platte, dort fange ich an. Über Schwalbenschwanzzinken habe ich hier schonmnal ein wenig geschrieben. Für meine Werkzeugtruhe wende ich aber keine mathematischen Formeln an, sondern mache eine einfache Rechnung auf: Die Truhe wird 40 cm hoch; wenn ich fünf Zinken haben will, habe ich acht Zentimeter Platz - also fünf für den Schwalbenschwanz, drei für das Gegenstück.
Bei den 40 cm-Platten gibt es aber ein kleines Problem, das sich später zu einem echten Vorteil wendet: Die Platten sind nicht 40, sonder 40,3 cm breit. Das ist nahezu ideal, denn so kann ich einen Schwanz drei Millimeter breiter machen und die Truhe dort auseinander sägen (dazu später mehr).
Ich reiße auf der Hirnseite Linien im Abstand von 25, 58, 108, 138 und so weiter Millimeter an. Dann lege ich die Platte flach mit der späteren Innenseite auf die Werkbank und setze eine Seitenplatte so darauf, dass sie bündig mit der Kante der Rückwand abschließt. Ich lege den Winkel gegen die Seitenplatte und ziehe mit dem Messer eine Markierung in die Rückwand - so erhalte ich die Schnittiefe, bis zu der ich später einsägen darf. dann greife ich zur Schmiege oder meiner Zinkenschablone und zeichne mit dem Bleistift die Schwalbenschwänze an.
Dann geht's ans Aussägen. Wichtig ist hier, dass der Schnitt rechtwinklig über die Hirnkante geht - das exakte Folgen der Linie ist nicht ganz so wichtig (das lässt sich später noch mit dem Stecheisen korrigieren).

Schritt 7 13

Zinken zinken

Ist alles ausgesägt, winkle ich die im vorigen Schritt erstellte Kerbe auf die Seiten um. Auf der Außenseite reiße ich nicht die gesamte Breite an, sondern nur die Zwischenräume, die ich gleich ausstemmen werde - so habe ich auf der Außenseite später keine Markierungen...
Ich nehme einen schmalen Stechbeitel und vertiefe die Kerben (wie beim Zusägen). Mache ich das nicht, sondern setze den Beitel statt dessen in die Kerbe und schlage mit dem Hammer drauf, würde der Beitel in Richtung seiner Spiegelseite im Holz "wandern" und dadurch die Schnittkante verschieben. Das würde Lücken in der Holzverbindung verursachen, die weder besonders stabil noch besonders hübsch sind.
Ich verbreitere also die Kerbe, setze den Beitel senkrecht an und schlage vorsichtig mit dem Hammer drauf. Dann gehe ich wieder von der Seite hinein und nehme ein wenig Holz ab. Ich setze den Beitel wieder senkrecht auf und schlage erneut drauf. So bleibe ich auf Höhe der angerissenen Kerbe.
Ich wiederhole diesen Vorgang, bis ich etwas weiter als zur Hälfte ins Holz eingedrungen bin. Dann drehe ich die Platte um und wiederhole alles, bis das Abfallstück herausfällt. Auf diese Weise erhalte ich zügig die erste Seite der Schwalbenschwänze - jetzt sind die Gegenstücke dran...

Schritt 8 13

Die Gegenstücke

Sind die Zinken ausgestemmt, wird die Seitenplatte hochkant in den Schraubstock eingespannt und die Rückwand bündig draufgelegt. Mit einem dünnen Bleistift werden dann die Schwalbenschwänze auf die Seitenplatte übertragen und mit dem Winkel "nach unten" verlängert (die Holzdicke und damit die Tiefe der Schnitte reiße ich wie in Schritt 3 beschrieben an). Dann säge ich wieder aus - hierbei achte ich darauf, dass ich im Abfall säge und die Bleistiftlinie stehen bleibt; es ist nämlich hinterher einfacher, noch ein paar Fasern mit dem Stecheisen abzunehmen, als wieder welche anzukleben...
Ist alles ausgestemmt, kommt der spannende Moment: Beide Seiten werden ineinander gesteckt. Es sollte sich ohne allzu großen Kraftaufwand zusammen schieben lassen - ggf. kann ein Holzhammer zu Hilfe genommen werden (Stück Restholz unterlegen, damit keine Dellen in die Platten kommen!). Aber Vorsicht: Muss zu viel Kraft aufgewendet werden, müss die Verbindung nachgearbeitet werden, sonst kann das holz auseinander platzen..
Dass die Schwalbenschwänze einen knappen Millimeter über stehen, ist nicht schlimm - dafür gibt's Hobel...
Die Vorderseite wird auf die gleiche Weise hergestellt - ebenso die Leiste, die vorne an der Unterseite entlang laufen soll...

Schritt 9 13

Die Bögen

Ich gehe davon aus, dass die Truhe auf dem Boden, dem Tisch oder der Werkbank steht. Um sie aufheben zu können, müssen entweder Füße dran oder Bögen an die Seiten. Letzteres gefällt mir besser. Auch vorne will ich einen solchen Bogen haben, hier allerdings nur aus ästhetischen Gründen. (Vom Herstellen der Bögen an den Seitenplatten habe ich keine Fotos, daher habe ich die Herstellung des vorderen Bogens etwas ausführlicher dokumentiert.)
Damit ich mit meinen Wurstfingern noch bequem unter die Kiste greifen kann, sollten die Bögen an der Seite etwa zweieinhalb Zentimeter hoch sein - das ist keine Raketenwissenschaft, auf einen Millimeter mehr oder weniger kommt es nicht an; nur gleich groß sollten die Bögen sein.
Ein solcher Bogen ist eigentlich ein Kreissegment - wie man das berechnet, habe ich hier beschrieben: Ich brauche die Höhe des Bogens und seine Breite (korrekt: die Sehnenlänge). Damit kann ich den Radius ausrechnen. Ich behelfe mir mit einer ausreichend langen Leiste, um den Radius anzuzeichnen (eine Schnur tuts auch, ist mir persönlich aber zu wabbelig).
Nun säge ich das Holz alle paar Zentimeter bis knapp über der Linie ein und stemme mit dem Stecheisen die einzelnen Stückchen aus. Dann greife ich zum Schweifhobel und glätte den Bogen.
Damit ist die Truhe soweit fertig. Fehlen noch Deckel, Schublade und Einlegebögen...

Schritt 10 13

Der Deckel

Für den Rahmen säge ich mir fünf Zentimeter breite Kiefernleisten aus einer Leimholzplatte zurecht. Bevor ich Schlitze und Zapfen herstelle, greife ich zum Nuthobel und hoble sechs Millimeter tiefe Nuten aus. Diese müssen nicht genau in der Mitte sein, dazu aber später mehr.
Ich lege eine Leiste vorne auf die Truhe und markeire mit dem Messer die Position der Außenkanten - die Leiste ist absichtlich etwas breiter als die Kiste. Dann lege ich ein Querstück an die Messermarkierung und markiere die andere Seite. An den Außenseiten nehme ich noch sechs Millimeter weg - hier soll der Schlitz nicht durchgehen.
Die Schlitze sollen inklusive Nuten drei Zentimeter tief werden. Um sie einigermaßen gerade in die Nuten stemmen zu können habe ich mir einen kleinen Anschlag gebaut: Auf ein Stück Restholz habe ich einen Streifen sechs Millimeter dicke Sperrholz geklebt. Wenn ich diesen Anschlag zusammen mit der Leiste einspanne, kann ich das Stecheisen daran entlang führen und bleibe dabei gerade.
Deshalb ist es auch nicht relevant, die Nut genau in die Mitte der Leiste zu hobeln: Diese Baumarkt-Leinholzplatten sind nicht immer genau 18 Millimeter dick (es sind auch gerne mal 19); ebenso ist das sechs Millimeter-Sperrholz auch gerne mal 7 mm dick. Beim Einstellen des Nuthobels habe ich die Sperrholzdicke berücksichtigt, so dass die Nut genau da aufhört, wo der Anschlag anfängt.
Die Schlitze sind relativ schnell hergestellt: Ich beginne an einer Seite mit einem leichten Schlag (sonst "wandert" das Stecheisen wieder in die falsche Richtung). Dann bewege ich mich etwa zwei Millimeter weiter und schlage etwas kräftiger zu. Wieder etwas weiter bewegen und noch kräftiger zuschlagen. Jetzt kann ich vorsichtig die gelösten Holzfasern heraushebeln. Auf diese Weise komme ich ziemlich schnell ziemlich tief.
Der Grund des Schlitzes wird mit einem schmaleren Beitel (der Schlitz ist sechs Millimeter breit, ich nehme einen 4mm-Beitel) geputzt. Eine glatte Oberfläche kriege ich so nicht hin, das ist aber auch nicht zwingend erforderlich, denn den Grund des Schlitzes wird man nicht mehr sehen...
Der zugehörige Schlitz wird an der Querleiste angerissen, ausgesägt und mit dem Stecheisen vorsichtig ausgestemmt - lieber etwas zu viel stehen lassen als zu wenig. Zum Schluss wird noch die "Nase" ausgesägt.
Beides wird zusammen gesteckt - es passt, wenn die Leiste mit dem Schlitz nicht aufplatzt und die Leiste mit dem Zapfen nicht herausfällt...
Auf diese Weise werden insgesamt sechs Schlitze und Zapfen hergestellt. Ist das erledigt, kommt das Innenleben an die Reihe.

Schritt 11 13

Das Deckel-Innenleben

In die Rahmenkonstruktion des Deckels  sollen zwei Platten geschoben werden. Weil rechteckige Platten aber langweilig sind, will ich sie ein wenig abplatten (nennt man das so?). Ich messe also die Abstände von Nut zu Nut und ziehe zwei Millimeter ab. Das mache ich nicht, damit ich auf ein rundes Maß (310 statt 312 mm) komme, sondern damit das Holz sich noch ein wenig ausbreiten kann. Die Platten werden wie in Schritt 2 beschrieben auf die richtige Größe zurecht gesägt. Dann zeichne ich mit dem Bleistift Linien parallel zum Rand an (vier Zentimeter Abstand zum Rand).
Auf der Rückseite hoble ich einen sechs Millimeter breiten und zwei Millimeter tiefen Falz an. An den Kanten markiere ich ca fünf Millimeter vom unteren Rand entfernt eine Linie.
Dann kommt der Hobel zum Einsatz: Ich hoble Holz ab (angefangen an den Seiten, an denen ich quer zur Fase hobeln muss), bis ich beide Linien erreiche.
Sind die Hirnseiten fertig, kommen die anderen Seiten dran - so kann ich evtl. ausreißende Fasern noch ein wenig kaschieren. Sind alle Seiten fertig, wird die Platte zwischen die Rahmenteile geschoben.
Das wird für die Zweite Platte wiederholt. Passt alles, wird der Rahmen verleimt. Hat der Leim abgebunden, wird der fertige Deckel auf die Oberseite der Truhe geklebt und die überstehenden Ränder abgesägt.

Schritt 12 13

Aussägen und Einlegen

Ist der Leim getrocknet, werden die Zwingen entfernt zwei Linien  angezeichnet: Die erste ist 49 mm von der Oberkante entfernt, die zweite 51 mm. Dadurch erhalte ich einen zwei Millimeter breiten Streifen, an dem ich meinen Fuchsschwanz entlang führen kann. Hier gilt besonders die alte Weisheit "Aller Anfang ist schwer": Der Anfang wird natürlich an einer Ecke gemacht, und hier ist es nicht einfach (aber mit Vorsicht durchaus zu schaffen), in beide Richtungen gerade zu sägen...
Ist der Kopf vom Rumpf getrennt, werden die Sägekanten mit dem Hobel geglättet. Dann folgt ein mehr oder weniger langes Geduldspiel: Der Deckel wird auf die Truhe gelegt. Das Ziel ist jetzt, dass es nicht wackelt und möglichst kein Spalt zwischen Truhe und Deckel auftaucht. Mit dem Hobel werden Truhe und Deckel so lange nachbearbeitet, bis beide Ziele erreicht sind. (OK, das mit dem Spalt kann man sicherlich noch besser machen, aber für mich ist das gut genug - bei einer Kiste für das Tafelsilber würde ich mehr drauf achten...)
Jetzt schneide ich mir zwei Bastelleisten zu und bohre eineinhalb Millimeter dicke Löcher hinein - drei an der Zahl, mit einigermaßen gleichem Abstand (auch hier kommt's nicht so sehr drauf an). Die Leisten werden dann an die Seitenplatten geleimt - auf der Innenseite, so dass sie bündig mit der Schubladenöffnung abschließen - auf diesen Leisten soll später die Schublade laufen. In die eben gebohrten Löcher stecke ich nägel und nagle die Leiste - zusätzlich zum Leim - fest. Mit einem Durchschläger  dreibe ich die Nägel etwas tiefer ins Holz - dadurch wird es gut angedrückt.
Oberhalb der Schublade leime und nagle ich vier Leisten ein (also ein Rechteck) - da kommt eine Sperrholzplatte drauf (sechs Millimeter Kiefer), die die Hauptablagefläche der Truhe bildet.
Die Leisten werden grob zugesägt - auf den Millimeter kommt es nicht an. Bei den "oberen" Leisten fehlen mir auch ein paar Zentimeter - die dürften der Statik aber keinen Abbruch tun...
Die Sperrholplatte wird etwas größer (etwas = ein bis zwei Millimeter) zugeschnitten und mit dem Hobel angepasst, bis sie bündig passt.

Ich brauche noch einen zweiten "Rahmen". Hier soll irgendeine Art Schale mit Kleinkram (Stifte, Radiergummis, Markiermesser, Schraubendreher etc.) drauf abgelegt werden - ich weiß im Moment noch nicht, ob ich eine große oder mehrere Kleine Schalen bauen will.
Damit bleibt noch eins zu tun: Die Scharniere...

Schritt 13 13

Die Scharniere

Die Scharniere werden in Truhe und Deckel eingelassen - damit nicht am Ende des Ganzen eine Lücke zwischen Truhe und Deckel entsteht, stelle ich ein Streichmaß auf die halbe Scharnierdicke ein, also von der Unterseite des Scharniers bis zur Mitte des Gelenks .

Dann lege ich das Scharnier auf die Truhe (als Abstand zum Rand wähle ich eine Scharnier-Breite), drücke es mit zwei Fingern fest auf und zeichne die Umrisse mit dem Markiermesser nach. Achtung: Beim Schnitt parallel zur Faser aufpassen - sonst verläuft er...

An der Außenkante reiße ich mit dem Streichmaß die eingestellte Tiefe an. Jetzt kommt wieder der Stechbeitel zum Einsatz:  Alle etwa zwei Millimeter wird ein "Querschlag" gesetzt - an den Enden aufpassen, dass die Messermarkierung nicht überschritten wird! Das Innenleben wird dann bis zu der eingestellten Tiefe herausgearbeitet, entweder mit dem Stecheisen, wer mag, kann auch gerne den Grundhobel nehmen.

Dann wird das Scharnier in die Aussparung gesetzt - es passt, wenn es stamm genug sitzt, ohne heraus zu fallen oder das Holz zu zerquetschen.

Die Löcher für die Schrauben werden vorgebohrt. Zuerst werden die Positionen mit der Stechahle markiert. Hierbei steche ich nicht in die Mitte des Lochs, sondern zum Rand in Richtung Innenseite der Kiste - dadurch wird das Scharnier beim Festschrauben ein wenig an das Holz heran gezogen, so dass keine Lücken zwischen Scharnier und Holz entstehen.

Sind beide Scharniere in die Truhe eingelassen, wird der Deckel aufgelegt, ausgerichtet und die Scharnierpositionen mit dem Markiermesser übertragen. Das Einlassen funktioniert genauso wie bei der Truhe.

Um zu verhindern, dass der Deckel ausreißt, wenn er mir aus Versehen mal aus der Hand rutscht, befestige ich in der Seite der Truhe und des Deckels zwei kleine Ösen, die ich mit einer Schnur verbinde - schließlich wäre es schade, wenn die Truhe durch Unachtsamkeit zerstört würde, nur weil der Deckel ausreißt.


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