Werkzeuge für Heim & Garten

Nistkasten bauen: DIY-Bauanleitung für Vogelschutzfreunde

Eine Meise sitzt am Einflugloch eines Nistkastens
Meisen sind Höhlenbrüter und nehmen einen Nistkasten wie diesen gerne an.

Einleitung

Unsere heimische Vogelwelt ist bestechend vielfältig, doch nicht wenige Arten sind in Gefahr. Wer einen Garten hat, kann viel für sie tun, zum Beispiel einen Nistkasten bauen. Ob Blaumeise, Sperling oder Kleiber – richte ihnen ein eigenes kleines Naturschutzgebiet ein und trage dazu bei, dass es bei uns auch weiterhin fröhlich zwitschert.

Von den 510 offiziell verzeichneten heimischen Vogelarten sind vor allem die Feld- und Wiesenbewohner gefährdet. Ihr Bestand hat sich seit 1980 um über zehn Millionen Vogelbrutpaare verringert, was hauptsächlich auf die Intensivierung der Landwirtschaft zurückzuführen ist.

Im Vergleich dazu geht es unseren Gartenvögeln zwar gut, aber auch sie brauchen Schutz und unsere Unterstützung. Der Verlust von Brutnischen an glatten Gebäudefassaden, das Insektensterben, eine unausgewogene Bepflanzung von Gärten und siedlungsnahen Grünflächen, der Mangel an alten, knorrigen Bäumen mit natürlichen Nisthöhlen, unsere geliebten Haustiere, wie zum Beispiel Katzen, aber auch Wildtiere wie Marder, die sich in unseren menschlichen Lebensräumen wohl fühlen – Gartenvögel sind zahlreichen Bedrohungen ausgesetzt.

Als Tier- und Vogelfreund kennst du vielleicht schon unseren DIY-Bereich für Hund, Katze, Vogel & Co. und möchtest dich jetzt speziell für den Artenerhalt von Vögeln engagieren? Dann kannst du mit der Gestaltung eines vogelfreundlichen Gartens viel erreichen. Hier findest du Tipps zum Anlegen deines Traumgartens. Eine gut durchdachte Mischung aus blüten- und nektarreichen Pflanzen zieht viele Insekten an, die wiederum Nahrung für Vögel sind. Ein kleiner Teich fungiert ebenfalls wie ein Buffet für Vögel. Sieh dir unsere Anleitung zum Teichbau an, um deine eigene kleine Wasseroase zu kreieren. Verzichte darauf, Insektizide und anderes Gift zu spritzen, und informiere dich ausführlich über grünes, naturnahes Gärtnern, zum Beispiel beim NABU (Naturschutzbund Deutschland e. V.).

Eine Möglichkeit, mehr Raum für Vögel zu schaffen, ist der Bau einer artgerechten Nisthilfe. Wer einen Nistkasten selber bauen will, muss natürlich einiges bedenken, damit das Vorhaben gelingt. Welcher Vogelart willst du ein Zuhause geben? Was brauchen Grünfink, Sperling oder Drossel, um brüten zu können? Wann ist der richtige Zeitpunkt zum Anbringen eines Nistkastens? Mit unseren Tipps und einer Schritt-für-Schritt-Anleitung hast du alles parat, was du für dein erfolgreiches DIY-Vogelschutzprojekt brauchst.

Du brauchst
  • ein Brett, 20 x 150 cm, 1,8 cm dick
  • 20 Schrauben, 3 x 35 mm oder 3 x 40 mm, Senkkopf
  • 2 Ringschrauben, 4 x 30 mm, zum Aufhängen
  • 2 Schraubhaken, 4 x 30 mm, für die Verriegelung der Front
L: Länge, B: Breite, H: Höhe, D: Durchmesser

Planung

Bevor du einen Nistkasten selber baust, solltest du dich entscheiden, welcher Vogelart du ein Zuhause geben möchtest. Oder du fertigst gleich mehrere Nistkästen an und sorgst für bunte Vielfalt in deinem Garten oder sogar auf dem Balkon. Die folgende Tabelle zeigt eine exemplarische Auswahl heimischer Vogelarten, die häufig in unseren Gärten zu finden sind. Sie alle stellen unterschiedliche Anforderungen an ihre Brutstätte. Freibrüter lassen sich nicht von Nistkästen anlocken, Höhlenbrüter wie die Meise nehmen ein solches Angebot dagegen gerne an. Aber auch bei diesem Typ gibt es Unterschiede: Wenn du beispielsweise einen Meisenkasten bauen willst, muss das Einflugloch kleiner sein als für Stare.

Einige Vogelarten und ihre Nistbedürfnisse

 

Vogelart

Bruttyp

Bedürfnisse

Einflugloch Ø

Amsel Freibrüter Bäume, Sträucher, Hecken  
Blaumeise, Tannenmeise, Sumpfmeise, Haubenmeise Höhlenbrüter Weitgehend geschlossene Nisthöhle 26-28 mm
Buchfink Freibrüter Bäume, Sträucher, Hecken  
Gartenrotschwanz Höhlenbrüter Weitgehend geschlossene Nisthöhle mit ovalem Einflugloch 48 mm hoch, 23 mm breit
Grünfink Freibrüter Bäume, Sträucher, Hecken  
Hausrotschwanz Halbhöhlenbrüter Nistkasten mit halb offener Front  
Haussperling Höhlenbrüter Weitgehend geschlossene Nisthöhle 32-34 mm
Kleiber Höhlenbrüter Weitgehend geschlossene Nisthöhle 32-45 mm
Kohlmeise Höhlenbrüter Weitgehend geschlossene Nisthöhle 32 mm
Rotkehlchen Halbhöhlenbrüter Nistkasten mit halb offener Front  
Singdrossel Freibrüter Bäume, Sträucher, Hecken  
Star Höhlenbrüter Weitgehend geschlossene Nisthöhle 45 mm

 

Der Star interessiert dich besonders? Dann sieh dir unsere DIY-Anleitung Starenkasten selbst bauen an. Schleiereulen, Dohlen oder Mauersegler brauchen wiederum spezielle Unterkünfte, und es gibt natürlich noch viele weitere Vogelarten mit unterschiedlichen Ansprüchen. Beim NABU findest du weiterführende Informationen, auch zu Nistkästen.

Welche Materialien eignen sich für den Bau eines Nistkastens?

      • Holz: ein traditionelles und gut geeignetes Material, aber bitte achte auf die richtige Sorte. Das Holz sollte ungehobelt und vor allem unbehandelt sein, damit Elternvögel und Brut keinen giftigen Ausdünstungen ausgesetzt sind. Eichen-, Robinien-, Kiefer- oder Lärchenbretter sind besonders wetterbeständig. Von Sperrholz oder Spanplatten nimmst du besser Abstand, da sie weder Nässe noch Kälte abhalten. Wenn du den Nistkasten farbig gestalten möchtest, wähle biologisch abbaubare Farben oder Lasuren in natürlichen Tönen wie Braun oder Grün. Mit zu bunten Behausungen machst du Beutegreifer auf die Niststellen aufmerksam. Leinöl auf den Außenwänden gewährt Schutz gegen Feuchtigkeit und Pilzbefall.
      • Holzbeton: als Alternative zu Holz geeignet, da das Material jahrzehntelang hält und einen guten Temperatur- und Feuchtigkeitsausgleich bietet. Die Herstellung von Holzbetonformen für Nisthilfen ist jedoch relativ aufwändig.
      • Blumentöpfe aus Terrakotta: lassen sich einfach und kostengünstig zu Nistkästen umfunktionieren.
      • OSB Platten: ungeeignet, da sie häufig behandelt sind und sich relativ schnell auflösen.

Welche Maße sollte ein Nistkasten haben?

Laut NABU-Bauanleitung für Nistkästen empfehlen sich folgende Maße für einen klassischen Meisenkasten (größere Vogelarten brauchen entsprechend mehr Platz):

 

Bauteil
Maße
Aufhängeleiste (optional) Ca. 60 x 5 cm
Boden (mit Ablauflöchern) 13 x 13 cm
Dach 20 x 23 cm
Front mit Einflugloch 13 x 25 cm
Marderschutz 13 x 8 cm
Rückwand (abgeschrägt) 28,5 x 28,5 cm
Seitenwände (2 x) Vorne 24 cm, hinten 28 cm hoch

 

Was ist beim Einflugloch des Nistkastens zu beachten?

Die Größe des Einfluglochs hängt, wie schon gezeigt, von der Vogelart ab. Seine Unterkante sollte mindestens 17 cm über dem Kastenboden liegen, damit Katzen und Marder nicht mit ihren Pfoten an die Brut gelangen. Ein zusätzlicher Marderschutz verlängert das Einflugloch und erschwert ebenfalls den Zugriff durch Beutegreifer. Verzichte auch auf eine Ansitzstange, da sie den Beutefang erleichtern würde.

Was ist beim Dach des Nistkastens zu beachten?

Achte darauf, dass das Dach über dem Einflugloch einen großzügigen schrägen Überstand hat. Das ist nicht nur ein Regenschutz, sondern du nimmst Beutejägern die Möglichkeit, sich auf dem Dach niederzulassen und von oben ins Einflugloch zu greifen.

Wo sollte ich den Nistkasten anbringen?

Höhlenbrüter wie Meisen, Feldsperling, Spatz (Haussperling) und Kleiber brüten gerne in etwa zwei bis drei Metern Höhe an einem Baum. Dabei sollten sie die Möglichkeit haben, Feinde rechtzeitig zu erspähen, also achte beim Anbringen auf ein paar Meter Abstand zur nächsten Hausmauer.

Das Einflugloch richtest du am besten nach Osten oder Südosten aus, denn der Nistkasten sollte weder zur Wetterseite nach Westen zeigen noch der Sonne nach Süden hin ausgesetzt sein.

Wenn du mehrere Nistkästen für die gleiche Vogelart aufhängst, sind Abstände von mindestens zehn Metern wichtig. So finden alle Brutpaare genügend Nahrung. Die Ausnahme sind Sperlinge und Stare, da diese als Koloniebrüter auch mit wenig Abstand zufrieden sind. Vielleicht hast du schon mal ein so genanntes Spatzenhotel gesehen, bei dem sich mehrere Einfluglöcher direkt nebeneinander reihen. Stellst du Behausungen für verschiedene Arten zur Verfügung, genügen in der Regel drei Meter Abstand.

Wann ist der richtige Zeitpunkt zum Anbringen von Nisthilfen?

Da Vögel gerne in Nistkästen überwintern, bringst du sie am besten schon im Herbst an. So können Vögel, aber auch Insekten oder Nagetiere die kalten Temperaturen sicher und geschützt überstehen. Spätestens im März, zu Beginn der Brutzeit, sollten deine Nistkästen hängen. Bei ausreichend milder Witterung beginnen Meisen aber auch schon im Februar mit dem Nestbau.

Muss ich Nistkästen reinigen?

Zweimal im Jahr solltest du alte Nester entfernen und die Nisthilfe säubern, um Parasiten vorzubeugen. Wichtig ist hierbei, dass du die Vögel nicht beim Brüten oder bei der Aufzucht störst, also nimm dir die Putzaktion am besten für den Spätsommer und den frühen Februar vor. Gründlich ausfegen reicht. Bei starkem Parasitenbefall kannst du mit Wasser und eventuell etwas Sodalauge zu Werke gehen, aber keinesfalls mit chemischen Reinigungs- oder Desinfektionsmitteln.

Los geht’s – Schritt für Schritt

Du bist jetzt gut vorbereitet und kannst mit unserer Bauanleitung für Höhlenbrüter-Nistkästen mit klappbarer Front gleich loslegen.

  • Holzteile mit der Stichsäge zuschneiden
  • Schnittkanten mit Schleifmaschine oder Schleifpapier glätten
  • Rückwand abschrägen (mit schräg gestellter Stichsäge)
  • Einflugloch mit dem Forstnerbohrer bohren
  • Loch mit der Raspel auf den gewünschten Durchmesser erweitern (siehe Vogelarten-Tabelle)
  • Seitenwände abschrägen
  • Ablauflöcher in den Boden bohren
  • Überprüfen, ob alle Holzteile zueinander passen
  • Innenwände mit der Raspel aufrauen, falls nötig (die Vögel brauchen hier guten Halt; falls du aber ungehobeltes Holz verwendest, dürfte dieser Schritt entfallen)
  • Rückwand mittig an die Bodenplatte schrauben
  • Seitenteile anschrauben
  • Marderschutz anfertigen und am Frontteil anbringen
  • Klapp-Front fixieren (bei 20 cm Höhe mit je einer Schraube als Drehachse)
  • Haken zum Verschließen der Front einschrauben
  • Überprüfen, ob die Frontklappe funktioniert
  • Dach anschrauben
  • Ringschrauben für die Aufhängung anbringen
  • Draht (kann zur baumschonenden Aufhängung auch durch ein Stück Schlauch geführt werden) anbringen
  • Nistkasten ausrichten und aufhängen

Weitere Tipps und Anregungen

Nachfolgend findest du ein paar weitere Tipps und Anregungen für DIY-Projekte, mit denen dein kleines Stück Natur noch lebendiger wird.

Andere Arten

Natürlich kannst du nicht nur Vögeln ein Zuhause in deinem Garten geben, sondern auch Eichhörnchen oder Fledermäusen. Möchtest du Eichhörnchen ansiedeln, dann richte getrennte Futterstellen ein, da die Vögel sonst leer ausgehen. Sieh dir auch unseren DIY-Ratgeber zum Thema Vogelfutterhaus an. Eichhörnchen sind Nesträuber, aber bei den kleinen Einfluglöchern deines selbst gebauten Meisenkastens haben sie keine Chance, an die Brut zu gelangen. Für Fledermäuse eignen sich spezielle Flachnistkästen oder Bretter an einer Giebelwand als Unterschlupf. Wie Vögel fühlen auch sie sich von einem vielfältig gestalteten, artenreichen Garten angezogen. Ihre Hauptnahrung besteht aus Insekten, und auch in dieser Hinsicht kannst du mit unserer DIY-Bauanleitung für ein Insektenhotel mehr Vielfalt schaffen.

Heimwerken mit Kindern

Nistkästen eignen sich aufgrund ihrer relativ einfachen Bauweise hervorragend als DIY-Projekt, das mit Kindern umgesetzt werden soll. Dabei lernen sie nicht nur den Umgang mit Werkzeug und Material, sondern auch, warum es so wichtig ist, Vögeln einen Lebensraum zu bieten, und wie sie zum Artenerhalt beitragen können. Für die Arbeit mit Kindern ist eventuell auch ein Nistkasten-Bausatz ratsam. Und wenn Spiel und Spaß bei deiner Familie im Vordergrund stehen, sieh dir doch unsere Tipps für einen familienfreundlichen Garten an.

Webcam im Nistkasten

Du möchtest hautnah dabei sein, wenn deine neuen Gartenbewohner anfangen zu brüten und die Jungvögel schlüpfen? Dann könntest du über die Anschaffung einer speziellen Nistkastenkamera nachdenken. Auch hier gibt es unterschiedliche Ausführungen, zum Beispiel mit WLAN, Nachtsichtfunktion und Mikrofon, damit du nicht die kleinste Regung verpasst.

 

Viele weitere DIY-Ideen für Garten, Balkon und Terrasse warten darauf, von dir entdeckt zu werden. Sieh dir für mehr Inspiration auch unseren YouTube-Kanal zu Garten- und anderen DIY-Projekten an.