Regrowing – Gemüsereste nachwachsen lassen
In der Küche fallen beim Kochen und Mahlzeiten zubereiten regelmäßig Gemüsereste wie Salatstrünke, Lauchwurzelstücke und Karottenenden an. Dieser Abfall landet meist im Biomüll oder bestenfalls auf dem Kompost oder ganz platzsparend in einem Bokashi-Eimer. Wusstest du aber, dass du eigentlich gar nicht alles von deinen Resten wegschmeißen musst. Regrowing heißt eine immer beliebter werdende Methode, bei der du aus Gemüseresten neues leckeres Grün nachwachsen lassen kannst. Du brauchst dazu lediglich ein Gefäß, Wasser, eventuell Zahnstocher und mitunter auch ein wenig Blumenerde und natürlich Gemüsereste. Die treiben nach einer Weile wieder aus und liefern dir frisches Grün und ein spannendes Erlebnis. Dein Gemüse kannst du super in selbstgebauten Boxen aus Holz aufbewahren.
So bringst du mehr Nachhaltigkeit in dein Zuhause, egal ob du auf dem Land wohnst, oder in einer kleinen Stadtwohnung. Upcycling aus Abfällen geht nämlich auch bei Lebensmitteln, du produzierst weniger Müll und züchtest deinen essbaren Urban Jungle. Wir erklären dir, wie das geht.
Die Basics
Sehr gut funktioniert die Regrowing-Methode mit Möhren, Salat, Kohl, Lauch, Zwiebeln, Frühlingszwiebeln, Rote Bete und Stangensellerie. Aber auch Zitronengras oder Kurkuma- und Ingwerwurzeln treiben bei richtiger Vorgehensweise frisches Grün aus und können noch ein- oder mehrmals verwertet werden. Das Prinzip ist einfach: Du stellst Schnittabfälle, Wurzelreste und Strünke zunächst in ein mit etwas Wasser gefülltes Gefäß. Diese reine Wasserkultur funktioniert vor allem bei Lauch richtig gut. Nach einer Weile bilden die Gemüsereste neue Wurzeln und treiben wieder aus. Um eine gute Ernte zu erhalten, ist es bei den meisten anderen Gemüseabfällen sinnvoller, wenn du sie in ein Gefäß mit Blumenerde umpflanzt, sobald sie Wurzeln getrieben haben. Die Erklärung liegt dabei auf der Hand: Die Blumenerde enthält Nährstoffe, die das Wasser nicht liefern kann – und Nährstoffe sind für das Pflanzenwachstum wichtig. Wenn du deine Reste nur in Wasser stellst, wirst du aber auch Grün ernten, nur eben nicht so viel.
Deine verschiedenen Gemüsereste bevorzugen unterschiedliche Bedingungen, damit sie gut wachsen: Exoten wie Kurkuma und Zitronengras lieben Wärme und Licht. Zwiebeln, Lauch und andere heimischen Gemüse sind etwas anspruchsloser und auch mit normalen Zimmertemperaturen zufrieden.
Pflanzgefäße
Für den Anfang sind Wassergläser gut geeignet, egal ob Vase, Trinkglas oder Konservenglas. Wenn du in Erde weiter kultivieren möchtest, sind beispielsweise alte Tomaten- oder Suppendosen ideal, die im Haushalt ja auch mal anfallen. Auch Tetra-Pack-Kartons lassen sich dazu gut verwenden. Mit solchen Behältnissen ist sogar noch eine Upcycling-Komponente beim Regrowen dabei. Aufpassen musst du allerdings, dass es im Topf nicht zu nass wird, beziehungsweise dass keine Staunässe entsteht. Das mögen Pflanzen, und natürlich auch die Gemüsereste, nämlich gar nicht. Damit das nicht passiert, kannst du in den Boden der Gefäße zwei bis drei kleine Löcher stechen, damit überschüssiges Wasser ablaufen kann. Stelle den Regrow-Topf auf einen Untersetzer, um Wasserflecken zu vermeiden. Wie du einen Topf richtig bepflanzt, erklären wir dir hier.
Lauch und Lauchzwiebeln
Mit Resten von Lauch und Lauchzwiebeln wirst du beim Regrowen schnell Erfolge erzielen. Schneide die Lauch- oder Lauchzwiebelstange nicht zu knapp über dem Wurzelansatz ab, es sollten 1-2 cm stehen bleiben. Warte nicht zu lange mit dem Regrowen, der Wurzelansatz sollte nicht trocken werden. Gib etwas Wasser in ein Glas und stelle etwa 2-3 Lauchstrünke nebeneinander hinein. Nur die Wurzeln, nicht aber der Lauchansatz sollten mit der Flüssigkeit in Berührung kommen, sonst würden die Lauchblätter faulen. Also gib entweder nur einen Bodensatz ins Glas oder pikse Zahnstocher ringsum ins Gemüse und hänge es daran ins Glas, sodass die Wurzeln ins Wasser ragen. Schon nach 1-2 Tagen wirst du sehen, dass sich neues Lauchgrün bildet. Wechsele das Wasser alle zwei Tage aus und nach einer Woche kannst du bereits dein selbst gezogenes Lauchgrün ernten.
Zwiebeln und Knoblauch
Zwiebeln und Knoblauch sind im Haushalt beinahe unentbehrlich. Sie werden vor der Weiterverarbeitung geschält und der Wurzelansatz entfernt. 1-2 cm sollten von der Zwiebel fürs Regrowen noch übrig sein. Du kannst den Zwiebelanschnitt wie bei den Frühlingszwiebeln beschrieben im Wasserglas weiterwachsen lassen. Es geht aber auch mit Erde: Fülle dazu einen Topf mit Pflanzenerde und stecke die Zwiebel mit dem Wurzelansatz voran so in die Erde, dass alles damit bedeckt ist. Halte die Erde stets feucht, aber auf keinen Fall zu nass. An einem hellen Platz wird dein Zwiebelgrün nach wenigen Wochen erntereif sein.
Karotten und Rote Bete
Dass die hübschen Blätter von Roten Beten und Karotten auch gegessen werden können, ist gar nicht so bekannt. Vor allem die zarten jungen Blättchen schmecken fein – und du kannst sie ganz einfach aus deinen Gemüseresten selbst ziehen. Dazu nutzt du den Rübenkopf der beim Zubereiten von Karotten und Roten Beten abgeschnitten und ansonsten weggeschmissen wird.
So geht’s: Schneide den Rübenkopf 1-2 cm unter dem Grünansatz ab und lege am besten gleich mehrere Stücke in eine Schale oder ein Glas mit wenig Wasser. Nur der untere Teil darf im Wasser stehen. Stell das Ganze hell und warm und wechsele alle paar Tage das Wasser. Nach einer Woche werden sich neue Würzelchen und erstes Grün bilden. Jetzt ist es Zeit für den Umzug in ein mit Erde befülltes Gefäß. Nur ein Teil kommt dabei in die Erde, der Rübenkopf sollte zu sehen sein. Halte die Erde feucht, vermeide aber zu viel Wasser, damit es nicht zu Staunässe kommt. Eine neue Rübe wird dabei nicht entstehen, aber viel leckeres Grün für Salate oder Pesto.
Salat und Kohl
Du kannst eigentlich alle Salat- und Kohlköpfe zum Nachwachsen verwenden, besonders gut klappt es allerdings mit Romanasalat. Schneide vor dem Salatputzen die Blätter etwa 3-5 cm über dem unteren Ende ab und stell den Strunk knapp zur Hälfte in ein mit Wasser gefülltes Glas. Die Blätter sollten dabei nicht nass werden. Haben sich nach wenigen Tagen erste zarte Wurzeln gebildet, pflanzt du den Strunk so tief in ein mit Erde gefülltes Gefäß, dass die Blätter herausschauen, oder lässt den Salat im Wasser. Es kommt vor, dass sich in der Mitte ein harter Trieb mit kleinen Blättern bildet, das ist ein Blütenansatz, die Blättchen daran schmecken bitter. Diesen Trieb solltest du deshalb herausbrechen. Nach wenigen Wochen bilden sich große frische Blätter, die deine Mahlzeiten mit vielen Vitaminen und Nährstoffen bereichern werden. Beginnt ein Blatt zu welken, entfernst du es mit einer scharfen Gartenschere, wie zum Beispiel mit der Gartenschere EasyPrune von Bosch, damit nicht der ganze Kopf zu faulen beginnt. Bei der Ernte kannst du entweder gleich alles neue Grün abschneiden oder nur die äußeren Blätter. Bleibt das Salatherz unverletzt, wächst noch lange frisches Grün nach. Nicht möglich ist Regrowing bei Blütenanlagen wie Brokkoli, Blumenkohl oder Romanesco.
Zitronengras
In Punkto Schwierigkeitsgrad liegt Zitronengras beim Regrowing im Mittelfeld. Die wichtigsten Gelingfaktoren sind neben Licht, Wärme und Geduld, dass du ein Stück Zitronengras hast, an dem noch genug vom Strunk übrig ist und nicht nur die Blatter. Benötigt werden die unteren Stängelteile, die etwa 5-7 cm lang sein sollten. Die stellst du in etwas Wasser, das alle paar Tage gewechselt werden muss. Nach 2-3 Wochen, und wenn die Stängel an einem warmen Platz stehen, bilden sich kleine Wurzeln. Nun darf dein bewurzeltes Zitronengras in ein Gefäß mit Erde umziehen. Setze es nicht zu tief, das meiste Grün bleibt über der Oberfläche. Nach und nach bildet sich frisches Grün, das du abschneiden und für Tee, zum Würzen oder für Süßspeisen verwenden kannst. Es sollte immer genug von der Pflanze stehen bleiben, damit sie nicht geschwächt wird und du noch lange ernten kannst.
Hübsch ist dann ein selbstgebautes Kräuterregal, in dem du das Zitronengras dekorativ anbaust, aber auch selbstgezogenen Basilikum, Minze oder Salbei, die du einfach aus abgeschnittenen Zweigen ziehen kannst.
Kurkuma und Ingwer
Eine Info vorab: Kurkuma ist ein Ingwergewächs – du kannst Kurkuma und Ingwer also auf die gleiche Weise nachwachsen lassen. Es sind übrigens keine Wurzeln, sondern Rhizome, also ein Erdspross. Die sind vielseitig einsetzbar, für Tees, Goldene Milch und Currygerichten. Dabei wird eigentlich alles von den Rhizomen verwendet – Reste gibt es meistens nicht. Wenn aber doch mal etwas übrig ist oder du einfach ausprobieren willst, ob das Regrowen gelingt, dann versuche es und lege los. Je größer das Stück ist, das eingepflanzt werden soll, desto größer sind auch die Erfolgsaussichten, was du noch benötigst ist Zeit. Ins Wasser musst du Kurkuma und Ingwer gar nicht legen, das Stück kommt gleich etwa 5 cm tief in gute Blumenerde. Und weil die Ingwergewächse ursprünglich aus Indien stammen, ist auch klar, was sie am meisten benötigen: Wärme. Der Topf sollte also an einen etwa 24 Grad warmen Platz gestellt und sparsam gegossen werden. Das kannst du zum Beispiel in einem Mini-Gewächshaus gewährleisten. Es dauert mindestens drei Wochen, bis ein erster Trieb aus der Erde spitzt und es ab jetzt schön hell haben möchte. Gib der Pflanze Zeit zum Wachsen und Gedeihen. In der kalten und lichtarmen Jahreszeit werden die Blätter an Kraft verlieren und schließlich einziehen, dann wird der Topf in einen kühlen Raum verfrachtet und alle Pflegemaßnahmen, auch das Wässern, eingestellt. Lies hier, wie du Kübelpflanzen winterfest machst. Ab Februar/März gibt es wieder erste Wassergaben und der Topf kommt zurück ins Warme. Ist alles gut gelaufen, treibt der Wurzelstock wieder aus. Mit etwas Glück bilden sich nach 1-2 Jahren neue Rhizome, die du im Winter ernten kannst.
Verwendung
Eine ganze Mahlzeit bekommst du beim Regrowen wahrscheinlich nicht zusammen. Aber das frische geschmackvolle und gesunde Grün ist als Topping für Salate, Suppen und überhaupt alle Speisen gut geeignet. Du kannst deine Ernte auch in Smoothies verarbeiten oder für herzhafte Muffins verwenden. Das Tolle daran ist eben, dass es ganz frisch ist und wirklich viele gesunde Inhaltsstoffe enthält. Da muss die Ernte gar nicht so groß ausfallen. Hier geht Qualität vor Quantität. Und die Nachhaltigkeit macht Freude.
Noch mehr Lust auf Regrowing? Dann probiere es doch mal mit einer Avocado, Olive oder Ananas!
Wenn sich deine selbstgezogenen Pflanzen zum Auspflanzen eigenen, kannst du sie auch in den Garten setzen oder in ein Hochbeet. Lies hier, wie du das bepflanzt oder es selbst bauen kannst. Solltest du Schädlinge entdecken, haben wir 5 Tipps für dich. Und ist dein Projekt doch mal eingegangen, dann pack es in den Bokashi-Eimer, das ist ein Mini-Kompost – wir erklären dir, wie der funktioniert.
Möchtest du mehr darüber wissen, wann welche Gartenarbeiten anfallen, erfährst du in unserem Gartenkalender, den richtigen Zeitpunkt für alle wichtigen Tätigkeiten.